domingo, 13 de julio de 2008

13. Juli 2008

Im Mai bekam ich Besuch von meinem Vater und meiner Zweitmama Tine. Swantje trat in dieser Zeit eine Reise nach Guatemala an. Da meine beiden Besucher mit zweieinhalb Wochen einen nur sehr kurzen Aufenthalt in Nicaragua hatten, versuchte ich, den beiden in dieser kurzen Zeit möglichst viel von der Schönheit des Landes und seiner Kultur zu vermitteln. Aus diesem Grund entschied ich mich, mit den beiden lediglich die interessantesten Orte an der Pazifikseite des Landes zu besuchen – ein Besuch an meinem Arbeitsort wäre zeitaufwändig, teuer und in touristischem Sinne schlicht weniger attraktiv gewesen.

Blöderweise begann unmittelbar vor ihrer Ankunft eine Protestwelle der transportistas - Busse und Taxis standen wochenlang still, die einzigen öffentlichen Transportmittel in Nicaragua. Grund hierfür war der massive Anstieg der Benzinpreise, der angesichts der Unterstützung von Venezuelas Präsident Hugo Chavéz durch Öllieferungen von vielen als ausbeuterisch empfunden wurde. Es gab zwar immer ein Taxi in Reichweite, jedoch bei weitem nicht so zahlreich wie gewöhnlich, und diejenigen, die es wagten, trotz allgemeinem Protest ihrer Arbeit nachzugehen, mussten große Vorsicht an den Tag legen, Schleichwege fahren, um die Brennpunkte des Protestes zu umgehen. Der eine oder andere Linienbus fuhr auch noch, aber auf Überlandbusse als Verbindungen zwischen den Städten war kein Verlass mehr – die meisten standen still. Dies machte mir einen Strich durch die Rechnung – wollte ich mit den beiden doch in Nica - Manier in alten gelben Ami-Schulbussen meine geplanten Reiseziele anpeilen. In Rücksprache mit meinem Besuch beschloss ich, ein Mietauto zu organisieren. Eine Freundin aus Managua konnte mir jemanden vermitteln, der Autos zu einem günstigen Preis verleiht.

So fuhren wir in einem kleinen roten Hyundai, der wohl schon einiges mitgemacht hatte, zu unseren Zielen León, Granada und der Insel Ometepe. Und im nachhinein muss ich sagen, dass dies eine gute Entscheidung war – selbst ohne Streik. Ich bin ich mir nicht sicher, ob sich die beiden in besagten Bussen so wohl gefühlt hätten. Außerdem konnten wir vom Auto aus die atemberaubende Landschaft viel besser erleben, und dazu kam dass das Auto über eine Klimaanlage verfügte – wir befanden uns nämlich auf dem Gipfel der Trockenzeit, und im ganzen Land herrschte eine schier unerträgliche Hitze. Ich kann nur erahnen, wie das für jemanden sein muss, der direkt aus dem kühlen Deutschland hierher kommt. Genau wie ich waren Fred und Tine von unserem ersten Reiseziel Leòn sofort begeistert – eine wunderschöne Stadt, lebhaftes Nachtleben und dazu ein toller Strand. In unserem Hostel gab es für die beiden außerdem die Möglichkeit, einen kurzen Spanischkurs zu machen. Die Insel Ometepe, mitten im zweitgrößten See Zentralamerikas – dem Nicaraguasee – gelegen, ist eins der großen Highlights für Zentralamerikareisende. Die kleine, achtförmige Insel sticht majestätisch aus dem großen See heraus – zwei mächtige Vulkane – Concepción und Maderas - machen die Insel zu etwas ganz besonderem. Seestrand, Dschungel, eine tolle Vegetation und nicht zuletzt besagte Vulkane lassen die Insel wirken wie einen Ort aus dem Märchen.

Unser letztes Ziel war Granada, ebenso wie Leòn Kolonialstadt, mit mächtigen Kathedralen, bunten Häusern und am Ufer des Nicaraguasees gelegen. Dennoch gefällt mir Leòn deutlich besser – Granada ist sehr touristisch ausgerichtet, teuer und besitzt nicht den revolutionären, studentischen Charme Leòns. Dennoch ist die Stadt einen Besuch wert, Granada ist eines der beliebtesten Touristenziele Nigaraguas. Durch den Ausbruch des mittlerweile inaktiven, nahegelegenen Vulkan Mombacho haben sich im Teil des Sees, der an Granada angrenzt, kleine Inseln gebildet, die heute grün bewachsen sind. Mittlerweile wurde erkannt, wie attraktiv diese Inseln sind, um darauf Ferienhäuser zu errichten. Nun sind viele der Inseln an reiche Nicaraguaner und Ausländer verkauft. Als wir eine Kajaktour (schön, empfehlenswert!) durch die Insellandschaft unternahmen, stachen uns immer wieder Schilder mit der Aufschrift „se vende“ ins Auge – zum Verkauf. Wir passierten eines der mächtigen Ferienhäuser der Familie Pellas – eine der reichsten Familien Zentralamerikas. Der Familie gehört unter anderem die berühmte Rum-Marke Flor de Caña, die beiden großen Biermarken Nicaraguas – Victoria und Toña – sowie der populärste Trinkwasserhersteller Agua Pura. Auch Präsident Daniel Ortega, ehemaliger Kämpfer fuer die Revolution und erklärter Gegner des Kapitalismus, hat hier eine Residenz.

Auf dem Rückweg nach Managua statteten wir der Laguna de Apoyo, einem tiefblauen und in saftigem Grün umwachsenen Schwimmloch, das im Krater eines erloschenen Vulkanes entstanden ist, und dem Vulkan bei Masaya einen Besuch ab. Der Besuch des Vulkans gestaltete sich kurz, aufgrund des wolkenreichen Wetters blieb der schweflige Qualm aus dem Vulkan in Bodennähe und schnürte einem mit seinem schwefligen Gestank den Atem ab. Meinen beiden Besuchern hat alles sehr gut gefallen, und sie haben in der kurzen Zeit einen guten Einblick bekommen.

In der Zeit, die ich vor und nach dem Besuch der beiden in der Pazifikregion verweilte, trat ich zum zweiten mal eine kurze Reise nach San Francisco Libre ("San Pancho") an, dem kleinen Dorf auf der anderen Seite des Managuasees an, von wo aus man das bunte Treiben in der Hauptstadt nur erahnen kann. Grund hierfür war die Abschiedsfeier meines Kumpels Asmus – das Ende seines Dienstes war gekommen. Thilo, der zeitweise mit Asmus zusammen gelebt und gearbeitet hatte, hatte uns bereits im März verlassen. Es war ein rauschendes, typisch nicaraguanisches Fest – mit Flor de Caña, Toña, Reggaeton und Revolutionsmusik auf der Gitarre, welche die alten guerilleros zum Tanz animierte. Und auch in Managua gab es ein Wiedersehen mit alten neuen Freunden wie Jakob und Christoph, Jens und Thomas, Flor und Karen und vielen anderen, fiesta und die Wiedereröffnung des vorrübergehend geschlossen gewesenen Art-Cafe, wo sich die alternative Szene Managuas versammelt.

Wieder zurück in Puerto Cabezas konnte es endlich richtig losgehen mit der Arbeit – mein wöchentlicher Arbeitsplan ist nun endlich ausgelastet. Schon seit längerer Zeit gebe ich einer Gruppe Jugendlicher zweimal die Woche Englischunterricht, und ich denke, meine Schüler haben schon einiges gelernt. Dazu kam der Unterricht im Gefängnis, ebenfalls zweimal die Woche. Darüber habe ich ja bereits in meinem zweiten Unterstützerbrief berichtet. Die Schüler, die ich hier unterrichte, sind motiviert und diszipliniert - das der Unterricht hier deutlich langsamer vorangeht als jener mit den Jugendlichen in Freiheit, war zu erwarten. Wichtig ist hier ohnehin vor allem der psychologische Effekt – den meist jugendlichen Inhaftierten eine Perspektive geben, ihnen zeigen, dass sie aus eigener Kraft etwas erreichen können. Sicherheitstechnisch gibt es überhaupt keine Probleme, die Häftlinge sind diszipliniert, der Unterricht wird überwacht und darüber hinaus ist das Gefängnis in Puerto ohnehin nicht für Straftäter, die längere Haftstrafen absitzen gedacht – diese werden nach Tipitapa, eine Stadt nahe Managua verfrachtet. Die Häftlinge in Puerto sind meist wegen kleiner und mittlerer Drogendelikte inhaftiert. Das Projekt hat auch schon die Aufmerksamkeit der nationalen Presse auf sich gezogen, „La Prensa“, einer der beiden großen Zeitungen des Landes und die Boulevardzeitung „Hoy“ berichteten darüber (die Artikel sind auf dieser Seite bei den Bildern zu finden).

Außerdem ist das Projekt unserer holländischen Freundin Jet angelaufen, von dem ich ebenfalls im zweiten Unterstützerbrief erzählt habe. Jet lebt bereits seit einigen Jahren hier, hat hier geheiratet und zwei Kinder. Sie unterrichtet wie ihr Mann an einer der beiden hiesigen Universitäten und betreibt in ihrer Freizeit das kleine Projekt „Fundación Marijn“. Das Projekt entstand aus dem Kreise von Jets Freunden und Familie. Jet kam vor langen Jahren nach Nicaragua, um als Freiwillige mit Straßenkindern in Managua zu arbeiten. Seither sammelte ihre Mutter immer wieder Spenden für kleine Projekte durch von ihr organisierte Veranstaltungen, und so kam dieses Projekt zustande. Seine Anfänge bestanden darin, dass einige der ärmsten Familien Puertos, mit Hilfe der Lehrerinnen der öffentlichen Schule ermittelt, monatlich Spenden in Form von grundlegenden Nahrungs- und Hygieneartikeln erhielten. Als Jet’s Mutter starb, erhielt das Projekt ihren Namen – Marijn. Bei den Familien handelt es sich meist um alleinstehende Frauen mit Kindern oder Familien, in denen der Vater aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, zu arbeiten. Das Ganze funktioniert über ein Patenschaftssystem – der Pate aus Europa übernimmt die Patenschaft für ein Kind in der Familie und spendet einen monatlichen Betrag. Auch wenn diese Beträge variieren, bekommt jede Familie gleich viel.

Seit einiger Zeit kommen die Kinder zweimal die Woche für zwei Stunden in das Projekt, was zurzeit im Zentrum „La Esperanza“ eingemietet ist und erhalten dort Hilfe bei den Hausaufgaben, Nachhilfe- und Leseunterricht. Außerdem spielen oder basteln wir mit den Kindern. Es gibt zwei Gruppen, eine am morgen, und eine am Nachmittag, da die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten Unterricht haben. Meine Kollegin Swantje und ich sind beide Male anwesend. Am Ende jeden Monats gibt es immer etwas Besonderes. Beim letzten Mal hielten Swantje und ich einen Vortrag über Umwelt und Umweltschutz, danach sollten die Kinder das gelernte zeichnerisch festhalten. Mit den Bildern wurde dann die Wand des Zentrums „La Esperanza“ geschmückt. Anschließend gab es gaseosa (Softdrinks) und Kekse. Es ist geplant, das Projekt auszuweiten, auch ein eigenes Projekthaus soll gebaut werden, ein Terrain dafür wurde bereits erworben. Aber im Moment fehlt für große Sprünge einfach noch das Geld. Bald soll das Projekt zu einer richtigen Organisation werden, eine administrative Kommission soll gebildet werden, um das ganze amtlicher zu machen und so eine breitere Finanzierung zu ermöglichen, das Projekt aus seiner Privatheit zu erheben. Das Ganze ist eine tolle Sache und etwas, das in Puerto Cabezas bisher fehlte. Auch die Arbeit dort macht mir großen Spaß.

Arbeitsmäßig kann ich mich nun nicht mehr beklagen – es war nötig, sich einer der Zusammenarbeit mit der Kirche zu entziehen. Das war nicht schwer, denn eine Zusammenarbeit in diesem Sinne hat eigentlich niemals stattgefunden. Offiziell laufen die beiden Englischunterricht-Projekte zwar unter dem Namen der Kirche, aber faktisch interessiert sich die Kirche als Institution eigentlich überhaupt nicht dafür. Dennoch ist es notwendig, die Form zu waren – offiziell ist die Kirche unser Kooperationspartner. Ich hoffe sehr, dass meine Nachfolger diese drei Projekte fortführen. Wenn sie dies von Anfang an tun, kann das Jahr von Anfang an spannend und effektiv für beide Seiten werden, anders als in unserem Fall.

Ansonsten war unser Kumpel Jakob Ende Juni ein weiteres Mal für einige Tage zu Besuch. Mit ihm haben wir der comunidad Krukira einen Besuch abgestattet und eine kleine Fete veranstaltet, um in seinen Geburtstag reinzufeiern. Geplant war, dass er mit dem Bus kommt und kostenlos mit einem Flugzeug des nicaraguanischen Militärs wieder zurückkehrt – wie ich es anlässlich des Besuches meiner Eltern gemacht hatte. Möglich war das durch die Kontakte von meinem Freund und Nachbarn Marlon, der bei der Regionalregierung arbeitet. Allerdings klappte es diesmal nicht wie geplant, weil die Leute beim Militär es versäumten, ihn trotz deutlicher Bitte in die Liste einzuschreiben – der Flug (an diesem Tag in einem Kampfhubschrauber) ging ohne ihn. Glücklicherweise konnte Marlon ihm am darauffolgenden Tag eine Mitfahrgelegenheit im Auto des Gouverneurs der Atlantikregion (RAAN) besorgen, welcher einen Termin in Managua hatte. So schaffte die mit dem Bus zu dieser Jahreszeit über 20-stündige Reise in 14 Stunden – und mit mehr Komfort.

Morgen, am 14. Juli werde ich meine letzte größere Reise innerhalb der RAAN antreten, und zwar in die Einöde von Musawas. Der Begründer dieses Dienstes, Pastor Ulrich Epperlein, kommt für einige Wochen mit einem Ärzteehepaar zu Besuch. Wir sollen beim Übersetzen helfen und mit den Jugendlichen der Gemeinde arbeiten. Das Dorf Musawas liegt mitten im Nirgendwo - deswegen werde ich ab jetzt fuer etwa zwei Wochen keinen Zugang zum Internet haben und auch nicht telefonisch zu erreichen sein. Im August ist mein Dienst dann schon zu Ende, meine Nachfolger kommen Ende August am Flughafen in Managua an.
Danach habe ich vor, noch ein wenig in Mittelamerika zu bleiben. Was genau ich dann machen werde, ist noch nicht klar, ich wuerde gerne ein Praktikum bei einer Entwicklungshilfeorganisation oder bei einem sozialen Projekt machen. Außerdem würde ich gerne etwas von Mexiko sehen.

Also dann, soviel von mir fürs Erste, ich freue mich darauf, auch etwas von euch zu hören.

Liebe Grüße, Moritz

martes, 10 de junio de 2008

Lagebericht

Lagebericht

Lange habe ich auf mich warten lassen mit der Fortführung meiner Erzählungen, und vielleicht haben einige schon die Hoffnung aufgegeben jemals wieder etwas von mir zu hören. Ich habe euch alle aber keinesfalls vergessen! Es gibt keine gute Entschuldigung für meine zugegeben etwas freche „Schweigsamkeit“, aber dennoch einige Faktoren, die diese begünstigt haben. Zum einen war ich in den letzten Monaten sehr viel unterwegs, zum anderen war häufig das Problem mit der Elektrizität (welches seit einiger Zeit aber nahezu verschwunden ist – der Strom fällt nur noch sehr selten und kurzzeitig aus!), und ich war sehr mit den Dingen hier beschäftigt – zum Einen mit der Arbeit, zum Anderen mit dem Leben hier, an das ich mich mittlerweile richtig gut gewöhnt habe – es gefällt mir wirklich gut hier. Wahrscheinlich hat mich die hiesige Mentalität auch ein wenig beeinflusst – die Dinge einfach mal aufschieben, bis es nicht mehr geht. Und ich finde, es geht wirklich nicht mehr! Es ist wirklich sehr, sehr viel passiert in den vergangenen Monaten, und davon werde ich jetzt berichten in einer leicht modifizierten Version meines zweiten Unterstützerbriefs. Zudem gelobe ich von ganzem Herzen Besserung – und diesmal meine ich es todernst!

Reise nach Honduras

Im Dezember des vergangen Jahres traten wir eine lange und abenteuerliche Reise nach Honduras an – zu unserer ersten Konferenz von AJECIM, der Jugendorganisation der Iglesia Morava, jener Kirche, mit der wir hier in Puerto Cabezas kooperieren. Diese Kirche existiert auch in Honduras, einem im Norden angrenzenden Nachbarland Nicaraguas, ebenfalls überwiegend in der Atlantikregion des Landes. Auch hier lebt vorwiegend das Miskitu-Volk, und deshalb ist die Iglesia Morava hier wichtig für die Menschen - die Iglesia Morava ist in diesem Teil der Welt quasi eine reine Miskitu-Kirche. Puerto Lempira, eine der wenigen etwas größeren Städte an der südlichen Atlantikküste von Honduras, ist noch ein wenig infrastrukturell unterentwickelter und abgeschotteter vom Rest des Landes als Puerto Cabezas.

AJECIM steckt in Honduras noch in den Kinderschuhen, und die besagte Konferenz, die wir besuchen, ist deren erste. Aus diesem Grund wurde AJECIM-Nicaragua eingeladen, um ihre Brüder im Geiste beim Aufbau und der Organisation ihres AJECIM zu unterstützen. Dies war die anstrengendste Reise, die ich in meinem Leben bislang gemacht habe. Los geht es mitten in der Nacht („Wir treffen uns um 22 Uhr und fahren dann um 0 Uhr ab“ – tatsächlich los ging es um 2 Uhr). Den Rio Coco, ein großer Fluss, der die Grenze zu Honduras markiert, erreichen wir früh morgens bei Sonnenaufgang. Auch schon diese Strecke ist eine Tortur: 14 Leute plus Gepäck und Ersatzreifen auf einem Pick-Up – also denkbar unbequem (und dreckig noch dazu – Benzinkanister und aufgewirbelter Staub aufgrund Ermangelns befestigter Straßen leisten ihren Beitrag).

Irgendwie schaffe ich es dennoch, ein wenig zu schlafen, damit habe ich einigen meiner Mitstreiter etwas voraus. Dann geht es mit einem kleinen Motorboot auf die andere Uferseite, wo schon ein Geländewagen auf Reisende wartet – dieser Transportdienst ist eine der wenigen sich lohnenden Einnahmequellen im Grenzort Leimos, wo es außer ein paar Häusern, einem Grenzposten und einer kleinen Gaststätte nicht viel gibt. Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel, und es beginnt der unangenehmste Teil der Reise.

Der besagte Geländewagen ist noch einmal etwas kleiner als der Pick-Up der Kirche, deswegen nehme ich platz auf dem Dach des Wagens – acht Stunden Fahrt durch schier endlose Pinienwälder stehen bevor. Sonnencreme erweist sich als überlebenswichtig. Trotzdem irgendwie eine tolle Erfahrung. In Puerto Lempira erwartet uns ein kleines, leerstehendes Steinhäuschen als Nachtlager. Geschlafen wird aus Ermangelung von Betten auf begrenzt vorhandenen Holzbänken oder auf dem Fußboden.

Die Konferenz an sich ist für uns ziemlich uninteressant, schier endloses Ausharren in der Kirche (stets alles auf Miskitu), wobei stundenlang Struktur und Arbeitsweise von AJECIM erklärt werden. Zu essen gibt es bei diesen Konferenzen meist immer das selbe – morgens Bohnen und Brot, mittags Reis, Bohnen und ein Stück (fettiges, knochensplitteriges!) Rindfleisch, und abends noch einmal Bohnen mit Brot.
Es müssen einige hundert Mäuler gestopft werden, und das zu einem möglichst geringen Preis – auch hier sind die Menschen sehr arm. Wer will und es sich leisten kann, der kann sich in der Stadt etwas anderes kaufen. Unser aktiver Beitrag beschränkt sich auf ein kleines, „pädagogisches“ Spielchen, das wir aus unserem Vorbereitungsseminar übernommen haben:

Die Teilnehmer stellen sich in einem Kreis auf, schließen die Augen und laufen mit ausgestreckten Armen ins Zentrum und suchen sich mit jeder ihrer beiden Hände jene eines anderen Mitspielers. Es entsteht ein Knoten, den es gemeinsam zu lösen gilt. Ziel ist es, den Jugendlichen damit zu vermitteln, dass dies der Weg ist, Probleme in ihrer Gesellschaft zu lösen – indem sie zusammen arbeiten, und sich nicht jeder nur um sich selbst kümmert.

Dienst und Sinn

Jedoch bin ich überzeugt, dass auch dieser Besuch nicht umsonst war. Allgemein ist der Austausch der Kulturen ein Aspekt, den man nicht aus den Augen lassen sollte – die Jugendlichen in Honduras waren sehr glücklich, dass wir dabei waren. Einem Jungen namens Noel habe ich versucht, ein kleines bisschen Deutsch beizubringen, er hatte sehr großes Interesse daran und ließ mich viel für ihn aufschreiben. Der Junge hat großes Potenzial - schade, dass solches in manchen Teilen der Welt nicht ausgeschöpft werden kann. Puerto Lempira ist wie gesagt sehr abgeschieden, und oft haben die Eltern nicht genug Geld, ihre Kinder in die Hauptstadt oder an einen anderen Ort zu schicken, wo es Zugang zu qualifizierter Bildung gibt.

International

Mitte Dezember fand eine Internationale Konferenz der Iglesia Morava mit Jugendlichen aus Schweden, dem Kongo und den USA statt. Diese sogenannte ID-Konferenz (ID bezieht sich auf die „Identität“ der Jugendlichen bezüglich ihrer Religion, die Teilnehmer werden von christlichen Organisationen entsandt) findet jedes Jahr statt, und dieses Jahr war Nicaragua das Gastgeberland. Das Programm beinhaltete (viel zu) viele Gottesdienste (welche die Teilnehmer aufgrund ihrer Sprachkenntnisse kaum verstanden) und auch einige kurze Besuche in den Gemeinden um Puerto Cabezas. Generell war das Programm ziemlich eng und leider oft auch ein wenig langweilig. Ein Kennen lernen der Kultur, was ja eigentlich ein wichtiger Punkt einer solchen Reise sein sollte, kam viel zu kurz. Ein Besuch in einer Disko wurde den (volljährigen!) Teilnehmern verwehrt, aufgrund der strikten Regeln der Iglesia Morava. Tanzen, Rauchen und Alkoholkonsum sind „schlecht“ und verboten. Eine Mitwirkung an der Gestaltung und Durchführung des Programms wurde uns kaum gestattet – auch wenn wir unserer Meinung nach einige positive Beiträgen hätten leisten können.

Unter anderem dies macht die Arbeit (neben ihrer haarsträubenden Organisation und Ineffizienz) mit der Iglesia Morava so schwierig – das Potenzial der Freiwilligen wird kaum ausgeschöpft und oft ignoriert. Man muss regelrecht darum kämpfen, mitwirken zu dürfen – so auch bei der Konferenz in Wawa Bar im Januar (mehr dazu im Folgenden und den beiden Zeitungsartikeln auf meinem Online-Blog, Adresse siehe unten). Dies war unsere erste „Heimatlandskonferenz“ und ein ganz schönes Stück anders als jene in Honduras. Hier wirkten auch die Jugendlichen der Kirche in der Programmgestaltung aktiv mit, die tausend Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt und erhielten eine Art Bibelunterricht, welcher zum Teil auch von Jugendlichen durchgeführt wurde. Trotz mehrfachem Nachhakens wurde uns versichert, dass es für uns nichts zu tun gibt, weder in der Organisation noch in der Durchführung der Konferenz. Dabei hätte es tolle Möglichkeiten gegeben, Vorträge über gesellschaftliche Themen zu halten (über Umwelt, Drogen, HIV...) , die hier leider oft zu kurz kommen. Dies fiel uns aber erst vor Ort auf – das Programm stand fest, und wir waren zudem unvorbereitet. Lediglich das Kinderprogramm an zwei Tagen wurde uns zugeteilt. Wir spielten mit den Jungs und Mädels zwischen 3 und 10 Jahren Fang- und Teamspiele, was aufgrund eines mangelnden Übersetzers etwas chaotisch wurde – viele der Kinder sprachen nur sehr wenig oder überhaupt kein Spanisch, und der Aufgabe als Dolmetscher war keiner gewachsen. Dennoch hat es den Kindern offenbar viel Spaß gemacht, und uns natürlich auch.

Weihnachtszeit

Weihnachten war überraschend unspektakulär, was mir aber ganz recht war, ich mag das ganze Weihnachtstheater ohnehin nicht besonders. Geschenkt wurde nicht großartig, das war ein bisschen unangenehm, weil wir eigentlich für jeden ein kleines Geschenk besorgt hatten. Aber die Leute haben sich trotzdem gefreut, und ich hatte nicht das Gefühl, dass sich deswegen jemand unwohl gefühlt hat. Wir wurden am Heiligabend von einer unserer Ersatzmamas Anicia, die sich seit Generationen um die Freiwilligen hier kümmert, zum Essen eingeladen, es gab cerdo hornado, eine Art Schweinebraten, das war sehr lecker. Abends ging es dann in die Disko. So wird das hier an Feiertagen gemacht – Kirche, Essen, Disko. Silvester verlief ähnlich, da waren wir zuerst bei unseren Lieblingsnachbarn Judit (Ersatzmama Nr. 2) und Marlon, mit welchen wir viel Zeit verbringen. Marlon kann gut kochen und hat uns schon beigebracht, einige typisches Nica - Gerichte zu kochen. Dort tranken wir dann ein paar Bierchen und gingen danach – was soll man auch sonst tun – wieder in die Disko. Weit und breit war kein Taxi in Sicht, glücklicherweise erwischten wir einen Ride auf dem Pick Up der policia nacional.

Verrückte Krankheiten in Wawa Bar

Im Januar ging es wie gesagt zu unserer ersten Heimatlandskonferenz in Wawa Bar – das Paradies auf Erden, könnte man fast meinen. Dazu steht aber genug in den beiden Zeitungsartikeln (siehe Online-Blog). Wozu ich allerdings noch ein paar Worte verlieren möchte, ist die mehr als seltsame „Krankheit“ grisi siknis (crazy sickness – dazu ausführlich in einem der unten stehenden Zeitungsartikel). Es ist schwer, sich hierzu eine Meinung zu bilden. Die Erklärung mit dem Hexer fällt für mich aus – auch wenn es die einfachste wäre. Wer an den Teufel glaubt, für den macht das Ganze natürlich Sinn – der Teufel hat finstere Mächte und versteht es, diese zu gebrauchen. Das ganze rational zu erklären, wird schwieriger. Unsere Ersatzmutter Anicia, welche auch Direktorin des Bereiches preparatoria (ein Programm für sozial benachteilige Jugendliche, welches diesen ermöglicht das bachillerato, einen Abschluss vergleichbar mit Abitur, zu erwerben) der hiesigen Universität ist, meint jedenfalls, dass die Sache mit Sicherheit, etwas „psychologisches und kulturelles“ ist. Eine genauere Erklärung hat sie allerdings nicht. Die Universität hat dazu Untersuchungen angestellt, und es war wohl möglich, den merkwürdigen Zustand durch eindringliches Zureden zu unterbrechen. Bei Schülern der preparatoria wohl unter der Drohung, sie nach hause zu schicken, wenn das nicht sofort aufhört. Aber ein wenig tiefer scheint die Sache dennoch zu gehen. Eine Art von Epilepsie kann es angeblich nicht sein, die Symptome hierfür sind laut Anicia andere. Es gab wohl auch schon Untersuchungen von ausländischen Ärzten zu diesem Thema, deren Ergebnisse mir allerdings nicht bekannt sind. Ein Bekannter aus Managua, der selbst einige Zeit entlang der Karibikküste Nicaraguas gereist ist, meint, es könnte etwas mit einer Art Kulturschock zu tun haben: Meist ereignet sich die Krankheit bei Konferenzen in comunidades (abgelegene Dörfer). Er meint, dass die Konfrontation der Jugendlichen mit ihrem Ursprung, fernab von der vergleichsweise sehr modernen Lebensweise in der Stadt, der Auslöser des Phänomens sein könnte. Aber auch diese zugegeben sehr wackelige Erklärung erklärt nicht, wie sich die Krankheit innerhalb der Stadt ereignet – und auch so etwas ist schon vorgekommen. Sehr merkwürdig ist auch, dass das Phänomen so viele Personen auf einmal erfasst. So bleibt die Erklärung mit dem Hexer die einzig gültige für die Menschen hier. Vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee hierzu...

Freiwilligenfest

Im Februar fand dann das Nicanetz-Seminar statt, ein Seminar von und mit Nicaragua-Freiwilligen aus Deutschland, die hier einem meist einjährigen, aber auch drei-, sechs- oder gar achtzehnmonatigen Dienst verrichten. Im windigen El Crucero, etwa 30 Busminuten von Managua entfernt an der Panamericana gelegen, kamen Freiwillige zusammen, die über das ganze Land verteilt im Einsatz sind. Hier stellte jeder sein Projekt vor, jeder verlor ein paar Worte zu seiner Organisation in Deutschland und erklärte, was er in seinem Projekt zu tun hat. Es gab viele verschiedene und sehr interessante Projekte. So zum Beispiel ein Musikprojekt mit Kindern aus armen Vierteln in der Hauptstadt Managua, ein Projekt, dass sich für die Rechte der Frauen in Matagalpa (im Norden Nicaraguas) einsetzt oder eines, dass mit Straßenkindern in Leòn (im Nordwesten Nicaraguas) arbeitet.

Es wurde viel über Erfolge, Misserfolge und die Sinnhaftigkeit des Freiwilligendienstes an sich diskutiert, und die Meisten sahen ihren Dienst auch trotz Schwierigkeiten, mit denen wahrscheinlich jeder Freiwilliger zu kämpfen hat, als sinnvoll an. Schwierigkeiten gab es mit eigensinnigen Chefs, die entweder keine Lust haben, sich mit den Freiwilligen zu beschäftigen, und das dann auch nicht tun und diese sich selbst überlassen, oder die Freiwilligen in ihrem Streben gar behindern, weil sie andere Vorstellungen davon haben, was dieser zu tun und zu lassen hat. Manche beklagten sich auch darüber, dass sie das Gefühl hätten, dass unangenehme Arbeiten auf sie abgewälzt werden und häufig eine Mentalität herrsche nach dem Motto „Der chele („Weiße“) wird es schon richten“. Probleme haben einige auch mit der Genehmigung zur Umsetzung ihrer Ideen. So brauchen manche für jede noch so lächerliche Lappalie eine schriftliche autorisación. Und diese ist nicht immer leicht zu bekommen, oft werden so ganze Tage untätig verbracht.

Schon Zusammenarbeit oder noch Hilfe?

Generell waren sich die Freiwilligen einig, dass Nicaragua sehr viel Entwicklungshilfe erhält. Das hört sich zwar auf den ersten Blick gut an, aber hierbei muss man sehen, inwieweit hier der Begriff „Entwicklungszusammenarbeit“ oder der Begriff „Entwicklungshilfe“ treffender ist – unüberlegte Investitionen regen eine Mentalität des Handaufhaltens an. Dies ist auch, woran sich viele Freiwillige stören – es kommt viel von Außen, aber ein großes Problem ist, was die Nicas mit dieser Hilfe anstellen. Sobald es noch Kontrolle der „Helfenden“ gibt, ist die sinnvolle Verwendung der Hilfe noch einigermaßen gesichert, aber wenn diese Kontrolle gelockert wird oder ganz aufhört, wird in manchen Fällen kein Finger mehr gerührt.

Es ist sehr schwierig, bei so etwas zu verallgemeinern, und es gibt sicherlich Fälle, bei denen die Entwicklungszusammenarbeit super klappt, und andere, bei denen man nicht mehr von einer Zusammenarbeit sprechen kann. Auf jeden Fall haben alle Freiwilligen begriffen, dass Entwicklungshilfe oder Entwicklungszusammenarbeit, wie auch immer man es nun nennen mag, eine äußerst schwierige Angelegenheit ist, und dass hier die Meinungen hierzu einfach auseinander gehen.

Vortrag und Kartoffelsalat

Einige Gäste haben die beiden Organisatoren Thomas und Simon (aka „Plata Reinhold“, aufgrund seiner äußeren Erscheinung und einer Vorliebe für billigen Rum der Marke „Ron Plata“) auch eingeladen. Ein waschechter Nica, der in einer NGO (zu deutsch NRO = Nicht-Regierungs-Organisation) arbeitet, die sich für Frauenrechte einsetzt, gewährte uns einen Einblick in seine Arbeit. Auch einige Landsmänner, die mit dem DED (Deutscher Entwicklungsdienst) in Nicaragua sind, waren eingeladen. Diese hielten interessante Vorträge über den DED und die Möglichkeiten, mit diesem zu arbeiten, mit Zwei- bis Vierjahresverträgen, als Praktikum oder im Nachwuchsförderprogramm für Studienabsolventen.

Abends wurde die Zusammenkunft so vieler gleichgesinnter Landsmänner gebührend gefeiert, mit nicaraguanischem Bier, das an sich ganz ok ist, und Flor de Caña, dem exzellenten Rum Nicaraguas, den man hier zum Preis billigsten deutschen Supermarktfusels bekommt.

Zum Abschluss des Seminars besuchten wir die deutsche Botschaft in Managua, wo uns eine typisch deutsche Überraschung erwartete: Kartoffelsalat und „Leberkäs“. Dort erzählte uns ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes etwas über seine Arbeit und die Arbeit in der deutschen Botschaft allgemein.

Vertreter der RAAN

Swantje und ich waren die einzigen Repräsentanten der Atlantikregion Nicaraguas beim Seminar – keine Überraschung, gibt es doch neben Tom, der für den DED arbeitet, und Jet, eine Holländerin die Unterricht in der Universität gibt und nebenbei ein Projekt für Kinder aufzieht, kaum cheles in Puerto Cabezas. Die RAAN (nördliche Atlantikregion Nicaraguas) bekommt nicht viel Besuch. Anders die RAAS (südliche Atlantikregion Nicaraguas), die mit ihrer Touristenattraktion Corn Island, einer Karibikinsel mit kristallklarem Wasser, weißen Sandstränden und einer gut zugänglichen belebten Unterwasserwelt stets viele Besucher anzieht.

Gerade deshalb ist es meiner Ansicht nach sehr wichtig, dass auch dorthin Freiwillige entsendet werden, zum einen, weil die RAAN natürlich die ärmste Region des ärmsten Landes Zentralamerikas ist und Unterstützung nötig hat, und zum anderen damit das Bild vom europäischen Ausland nicht ausschließlich von Videos nordamerikanischer Gangster - Rapper bestimmt wird – einige glauben gar, Deutschland wäre ein Teil der USA.

Im Anschluss an das Seminar erwartete mich schon bald der Besuch meines Freundes Christoph aus Deutschland. Und weil die Brigade mit US-Amerikanern, mit der wir direkt nach dem Seminar von der Hauptstadt Managua nach Puerto und von dort aus in drei Gemeinden zur Wiederaufbauhilfe fahren wollten, abgesagt wurde, entschieden wir uns, noch ein wenig in der Pazifikregion zu verweilen. Swantje fuhr schon etwas früher wieder zurück, sie erwartete keinen Besuch.

Jenes Nicaragua, dessen Gesicht die Welt (wenn überhaupt) kennt

In den Regionen der Pazifikseite gibt es Unmengen an sehenswürdigen Dingen, anders als in der in dieser Hinsicht etwas kargeren RAAN. Schöne und meist gut zugängliche Strände entlang des Pazifiks, reihenweise Vulkane, ein atemberaubender Canyon im Norden Nicaraguas, wunderschöne Kolonialstädte mit toller Atmosphäre wie Leòn (in Nordwesten) und eine kleine Insel namens Ometepe im Nicaraguasee, die mit zwei Vulkanen und einer wunderschönen Vegetation wie im Märchen wirkt – um nur ein paar Highlights zu nennen.

Vulkan und Canyon

Mit Swantje zusammen besuchte ich den Vulkan bei Masaya, gut von Managua zu erreichen und problemlos an einem Vormittag zu bewältigen. Mein erster Vulkan bisher, und auch wenn er nicht übermäßig spektakulär ist, einen Besuch wert. Dieser Vulkan ist immer noch aktiv, allerdings ist ein aktiver Vulkan nicht unbedingt das, was man sich als Vulkan-Laie vorstellt – von glühender Lava war keine Spur. Stattdessen Unmengen von Rauch und ein starker, schwefliger Gestank. Es gibt wohl auch Vulkane, bei denen man Lava zu sehen bekommt – von solch einem hatte mir ein US-Amerikaner erzählt, diesen in Guatemala bestiegen hat.

Mit unserem Freund Jakob, der in Managua und zeitweise auch Somoto seinen Dienst verrichtet, brachen wir auf zum Canyon von Somoto – wirklich beeindruckend und nur durch Bilder zu beschreiben (siehe Online-Blog). Der Canyon ist begeh- beziehungsweise „beschwimmbar“, ein schmaler Durchgang zwischen meterhohen Felswänden gewährt Zugang. Den ersten Teil kann man noch zu Fuß bewältigen, allerdings muss man sich auch dorthin für eine handvoll pesos per Boot befördern lassen. Durch den Canyon fließt ein Zweig des großen Grenzflusses zu Honduras (Río Coco) was den Canyon in der Regenzeit nicht ungefährlich macht. Allerdings herrscht von Januar bis etwa Mitte Mai Trockenzeit in Nicaragua – es regnet so gut wie überhaupt nicht. Wir legten ein kleines Stück zu Fuß zurück, danach ließen wir unsere Sachen zurück und schwammen tiefer durch kristallklares Wasser in den Canyon hinein.

Jenseits vom Massentourismus

Ein sehr schöner Aspekt an Nicaragua ist, dass es anders als beispielsweise Costa Rica bisher weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben ist, und man nur ein vereinzelten Orten wie der Kolonialstadt Granada oder dem beliebten Ami-Ferienort San Juan del Sur Touristenströme vorfindet.

So hat man die Möglichkeit, das Land und die Kultur schnell intensiv kennen zu lernen, wie es an vielen anderen Orten der Welt nicht möglich ist. Es besteht auch bisher gar nicht die Infrastruktur für Massentourismus, und hoffentlich ändert sich das auch nicht allzu schnell. Für immer wird das allerdings mit Sicherheit nicht so bleiben, dafür hat Nicaragua einfach zu viel Potenzial.

Gringaragua

Auch dem Strandort San Juan del Sur statteten wir einen Besuch ab. Das war wie das Eintauchen in eine andere Welt.
Auf der einen Seite ist San Juan ein schönes Städtchen, direkt an einer kleinen Meeresbucht gelegen, Sonnenuntergänge am Strand inklusive.
Die Stadt an sich ist eigentlich sehr klein, aber über die Jahre hat sich San Juan zu einem Touristenhighlight entwickelt. Rund herum schossen Ferienvillen reicher Nicas und vor allem US-Amerikaner wie Pilze aus dem Boden, und die Stadt ist sehr touristisch ausgerichtet. Es herrscht eine touristische Atmosphäre, und dadurch ist es hier auch viel schwerer, eine Beziehung zu den Einheimischen aufzubauen. Selbst viele der Nicas, die man trifft, bevorzugen es, sich mit einem auf Englisch anstatt auf Spanisch zu unterhalten.

An einem Tag half ich zwei befreundeten Freiwilligen dabei, einen Graben für eine Wasserleitung in einer kleinen Siedlung nahe San Juan del Sur auszuheben. Wenn man nur ein kleines Stück aus der Stadt herausfährt, dann bekommt man einen krassen Kontrast zu sehen – die Menschen, die hier leben, sind sehr arm und haben einen geringen Lebensstandard. Eine Gruppe Nordamerikaner hatte ein kleines Projekt gestartet, die alle Häuser der Siedlung mit Wasser aus einem Brunnen versorgen soll. Die elektrische Pumpe, die das möglich macht, wird mit Solarenergie betrieben. Es war schön zu sehen, dass es auch Ausländer gibt, die nicht nur herkommen, um sich schöne, große Ferienhäuser kaufen oder in Luxushotels residieren und sich nicht weiter darum scheren, was unmittelbar um sie herum geschieht. Und es ist auch für die Einheimischen wichtig, dass sie zum einen auch etwas von dem Tourismus haben, und zum anderen, dass sie sehen, dass es eben auch Ausländer gibt, die mehr suchen als einen preiswerten Urlaub am Strand.

Kontrastprogramm

Das krasse Gegenteil zu San Juan del Sur erwartete mich direkt im Anschluss in San Francisco Libre, von den Einheimischen liebevoll „San Pancho“ genannt. Dort leisten befreundete Freiwillige, Asmus und Thilo, ihren Zivildienst (d.h. Thilo machte lediglich ein dreimonatiges Praktikum und ist schon wieder zuhause). Der eigentliche Anlass für diesen Besuch war Asmus’ Geburtstag. Um diesen zu feiern hatten die Jungs eigenhändig (mit Unterstützung der erfahrenen Dörfler) ein Schaf geschlachtet. Ich war ich nach den Erzählungen der beiden Jungs ziemlich gespannt auf ihr Dorf.

San Pancho liegt zwar nur etwa zwei Busstunden von der Hauptstadt Managua entfernt (genaugenommen auf der gegenüberliegenden Seite des direkt an der Stadt gelegenen Sees Xolotlán, auch Managuasee genannt), wenn man das Dorf jedoch betritt, fühlt man sich gleich unendlich weit weg von dem lebhaften Treiben der Großstadt. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen in San Pancho. Das Dorf ist ruckzuck durchquert und die einzige Sehenswürdigkeit schnell abgehakt – Sonnenuntergang am See, mit Aussicht auf einen Vulkan, der im Abendrot versinkt.

Dennoch hat sich der Besuch gelohnt, es ist immer interessant zu sehen, wie andere voluntarios leben. Die beiden Jungs gehören zu den wenigen Freiwilligen, die ich kenne, deren Lebensumstände mit den Unseren vergleichbar sind. Allerdings denke ich, dass die ihrigen noch eine Spur gewöhnungsbedürftiger sind als unsere. Die einzigen Geschäfte sind eine handvoll pulperías, wo man das nötigste zum Leben bekommt. Außerdem gibt es ein paar comedores und fritangas, wo es günstiges Mittag- oder Abendessen gibt und zwei Bars, in denen sich die örtlichen Trunkenbolde herumtreiben. Das war’s. Was Thilo und Asmus uns allerdings voraus haben, ist ein Hahn mit fließendem Wasser im Hof und die tollste Dusche, die ich bisher in Nicaragua erlebt habe. Und natürlich die Nähe zur Hauptstadt, wo man eigentlich alles kriegen kann, und von dort aus auch dem Großteil der übrigen Pazifikküste Nicaraguas – wenn am Wochenende Lust auf touristische Aktivitäten oder Feierlaune aufkommt. Außerdem ist San Pancho vor allem eines – puro nicaragüense.

Die wahrscheinlich schönste Stadt Nicaraguas

Meine Reise führte mich auch in eine Stadt, in die ich mich sofort verliebt habe – Leòn. Diese studentische Kolonialstadt schafft es, trotz unzweifelhafter touristischer Attraktivität ihren Charme beizubehalten. Wunderschöne Wandmalereinen an Mauern und Hauswänden, eine Dreiviertelstunde Entfernung zu einem der schönsten mir bekannten Pazifikstrände Nicaraguas, eine lebhafte studentische, politische und künstlerische Szene, ein Katzensprung zur größten Vulkankette des Landes und ein reges Nachtleben – es fällt nicht schwer, sich in diese Stadt zu verlieben.
Hier bekomme ich Einblicke in die Arbeit von Ulja, einer deutschen Freiwilligen, die in dem Projekt Las tías arbeitet. Sie arbeitet mit Kindern aus armen Familien, die nach der Schule zum Projekthaus kommen, wo sie Essen und Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen. Ulja hat in diesem Rahmen ein Zirkusprojekt gestartet und dafür im Vorfeld jede Menge Artistikmaterial gesammelt – Diablos, Devil Sticks Einräder und dergleichen. Dies wurde dann über die Organisation verschifft, welche jedes Jahr via Containerschiff Materialien für das Projekt nach Nicaragua schafft.

Ich schaute ich mir die brodelnden Matschlöcher am Fuße eines Vulkanes an, lag am nahegelegenen Strand Las Peñitas, und nicht zuletzt der atemberaubende Stadtkern war ein Highlight.

Fremdenführer

Und dann war es auch schon bald Zeit, Christoph vom Flughafen zu eskortieren. Mit ihm besuchte ich San Juan del Sur, León und die Gegend in und um Managua. So zum Beispiel den sagenhaften Kunsthandwerksmarkt in Masaya, den man betritt und wenn überhaupt nur bepackt mit Hängematten (besondere Spezialität!), Taschen, T-Shirts und jeder Menge anderem Kram wieder verlassen möchte. Oder die eindrucksvolle Laguna de Masaya, eine in einem Vulkankrater entstandene Lagune, laut Prospekten „Nicaraguas blaustes, sauberstes Schwimmloch“ mit schön kühlem Wasser zum Baden, und außerdem einer hübschen Vegetation rundherum. Anschließend ging es dann zurück in die Heimat, mit dem Bus nach Puerto Cabezas.

Transportwege

Den Rückweg muss ich trotz der Tatsache, dass Swantje schon vor mir nach Puerto zurück gekehrt ist, nicht allein antreten. Im Gegenteil, der Bus ist regelrecht „alemanisiert“. Das Abenteuer einer 20-stündigen Busfahrt in ein anderes Nicaragua nehmen neben Nicaragua-Entdecker Christoph auch eine ganze Menge meiner Freunde von der Pazifikseite auf sich – Asmus und Jens, ebenfalls Freiwillige, Asmus’ Cousin Gunnar, der gerade zu Besuch ist, und Jens’ (Nica-)Freundin Alejandra. Zwanzig Stunden, damit muss man bei einer Busfahrt von Managua nach Puerto Cabezas rechnen. 537 Kilometer ist dieser Weg lang. Man könnte meinen, dass diese Distanz auch schneller zu bewältigen sein müsste. Es gibt allerdings gute Gründe für die lange Fahrtzeit: Erstens ist die Straße nur die ersten 4 Stunden der Fahrt geteert und stellenweise so schlecht, dass man sich wie in einer Hüpfburg mit einer Horde Achtjähriger fühlt, und zweitens sind die alten, ausrangierten Ami-Schulbusse, die diese Odyssey wagen, völlig überladen. Mit Eiern, Fensterscheiben, Kleidung, Tortilla-Chips und unzähligen weiteren Dingen. Die Busse nämlich auch als Transportdienste für Händler und Privatpersonen.

Alimentation

Nahezu alles, von den Grundnahrungsmitteln über die Kleidung bis zu den Luxusgütern, wird von der Pazifikseite des Landes angekarrt. Aus diesem Grund sind viele Produkte in der Atlantikregion im Vergleich zur Pazifikseite relativ teuer. Sogar Produkte wie Hähnchen (das am meisten konsumierte Fleisch) kommen von außerhalb, ebenso wie das meiste Gemüse. Milchprodukte sind teuer, selbst für europäische Verhältnisse. Joghurt etwa ist kaum zu kriegen, ebenso wie Frischkäse, und einige Dinge, die man im Pazifik leicht bekommen kann, gibt es gar nicht – zum Beispiel Gouda - Käse. Ein großer Fehler der Region ist, dass sie in der Regel nur importiert und eigentlich so gut wie überhaupt nichts (bis auf Langusten und Garnelen) exportiert. Und dass, obwohl ein großes Potential vorhanden ist – Limonen, Reis, Bohnen und viele andere landwirtschaftliche Produkte gedeihen hier hervorragend – und werden trotzdem importiert. Die Busse erreichen Puerto Cabezas berstend voll, und fahren so gut wie leer wieder ab.

In dieser Hinsicht hat die Region noch einiges zu tun. Eine Gruppe christlicher US-Amerikaner will die Menschen in den Gemeinden dabei unterstützen und eine Art Business-Schule aufziehen – den Menschen beibringen, wie sie effektiv anbauen und mit ihren Erträgen wirtschaften. Das bedeutet auch, nach der Bohnenernte nicht alle Bohnen zu Schleuderpreisen zu verkaufen und sie einige Monate später für ein Vielfaches des Verkaufspreises wieder zurückzukaufen. Dafür soll zum Beispiel eine Kooperative errichtet werden, welche die besagten Bohnen aufkauft, lagert, und sie zu einem fairen Preis, der die Lagerkosten deckt, wieder zurückzukaufen. Hierbei soll den Menschen kein beinharter Kapitalismus antrainiert, sondern lediglich gezeigt werden, wie sie ihre Ressourcen sinnvoll nutzen und dabei ihren Lebensunterhalt sichern können. Warum sollten denn hier etwa keine Hühnereier produziert werden können?

Ich selbst habe große Hoffnungen in das Projekt, die Leute die sich dessen annehmen, sind hoch engagiert, qualifiziert und feinfühlig für die Kultur. Sie sind mit der Region seit vielen Jahren vertraut, haben selbst hier gelebt oder Leben noch hier und sprechen die Landessprachen perfekt – Spanisch und manche sogar Miskitu. Auch die Regierung hat wohl ein derartiges Projekt im Auge – man darf also hoffen.

Semana Santa

Anlass für den Besuch der Bande von cheles war die Semana Santa – die „heilige“ Osterwoche. Das ganze Land steht zu dieser Zeit still, das heißt liegt am Strand oder ist sonst irgendwo urlaubs- und feiertechnisch unterwegs. Allzu fromm geht es allerdings nirgendwo zu – an den Stränden von San Juan del Sur oder Leòn beispielsweise findet zu dieser Zeit die größte fiesta des Jahres statt – mit Musik, Tanz und Alkoholleichen. Zu diesem Anlass strömen Touristen aus dem In- und Ausland überall dorthin, wo es sich gut feiern lässt, und das Land steht Kopf – die Flut der Feierwütigen führt in ein Verkehrschaos. Puerto Cabezas ist das ganze Jahr über kein Touristenparadies – so auch nicht in der Semana Santa. Dennoch wird auch hier einiges geboten – der Strand ist vollgepackt mit Ständen die Essen, Bier und Musik bieten – letzteres allerdings an vielen Ständen zur gleichen Zeit und in voller Lautstärke.

Die Besucher bekommen also eine gute Gelegenheit, dem Exzess am Pazifik (welcher viel Gewalt und Diebstahl mit sich bringt) zu entfliehen und gleichzeitig dieses andere Gesicht Nicaraguas kennen zu lernen – und müssen dennoch nicht völlig auf Festivitäten verzichten. Asmus und Gunnar besuchten mit Picado, einem unserer besten Freunde, die Gemeinde Wawa Bar, sie waren begeistert.

Eine spontane Idee wäre fast zum spontanen Abenteuer geworden – die pacificos wollten sich mit einem Fischerboot aufs Meer wagen und nach einer zweitägigen Überfahrt die südliche, touristischere RAAS mit Perllagunen und traumhaften Karibikinseln erkunden. Das Abenteuer scheiterte jedoch – es gab kein Benzin. Nicaragua ist und bleibt eben doch immer irgendwie Nicaragua.

Konferenz in Haulover

Unsere Besuche bei den AJECIM Konferenzen im Inland stehen unter einem guten Stern – wir haben das Glück, dass diese uns in die schönsten Gemeinden der Region führen. Zuerst nach Wawa Bar, und jetzt nach Haulover, südlich von Wawa Bar und ähnlich paradiesisch. Mit dem Unterschied, dass Haulover deutlich kleiner ist und auf einem Landstrich zwischen dem Atlantischen Ozean und einer Lagune liegt – dazwischen finden gerade einmal vier Häuserreihen platz. Diese Gemeinde blieb vom Hurrikan glücklicherweise verschont. Aufgrund seiner Lage auf besagtem Landstrich zwischen Meer und Lagune wäre Haulover völlig zerstört worden. So blieben die Kokospalmen, die den Strand säumen, anders als in Wawa Bar erhalten – traumhaft schön.

Konferenzleben

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal kurz das allgemeine Leben bei einer Konferenz erläutern – so in etwa läuft es immer ab, auch bei der vergangen Konferenz in Wawa Bar. Untergebracht werden die Teilnehmer in den Häusern der Bewohner der Gemeinde – eine tolle Sache, die Besucher werden bedingungslos aufgenommen. Dies stellte sich in Haulover mit knapp 40 Teilnehmern deutlich einfacher dar als bei der großen Jahreskonferenz in Wawa Bar mit über 1000 Teilnehmern. Hier wurden mitunter an die 80 Leute in ein Haus gequetscht. Also denkbar chaotisch und wenig Privatsphäre. Die meisten schlafen auf bloßem Holz- oder Steinboden. Wir hatten Glück in Wawa Bar, unser Kumpel Picado hat Familie dort, und wir konnten zu viert in deren Haus nächtigen und hatten sogar jeder ein Bett.

Speiseplan

Das Essen bei den Konferenzen ist wie bereits erwähnt unspektakulär, dreimal täglich Reis und Bohnen, morgens Kaffee dazu, mittags ein Stück Fleisch. Das ist dann entweder ein fettiges, mit Knochensplittern gespicktes und nicht gerade deliziöses Stück Rindfleisch, oder ein Stück Meeresschildkröte. Diese wird hier sehr gerne verzehrt. Ich habe das auch mal probiert, schmeckt an sich gar nicht so schlecht. Ich möchte das aber nicht mehr Essen – die Schildkröte ist ein seltenes und, wenn auch nicht in gleichem Maße wie am Pazifik, vom Aussterben bedrohtes Tier. Generell habe ich mir vorgenommen, ich bei den Konferenzen in Zukunft kein Fleisch mehr zu essen, da dies hygienetechnisch einfach fraglich zubereitet ist (und zudem auch nicht gut schmeckt!) und daher Parasitengefahr in darstellt. Dieses Vergnügen hatte ich bereits zweimal, keine schöne Angelegenheit. Aber es ist nun mal so, dass die Leute arm sind und daher die Kosten für diese Konferenz niedrig gehalten werden müssen. Darunter leidet eben der Speiseplan. Es gibt das, was es in der jeweiligen Gemeinde günstig zu erwerben gibt. In Haulover gab es deswegen neben Reis und Bohnen vor allem Shrimps und Fisch, die Gemeinde lebt von der Fischerei. Ein Highlight bietet der Konferenz-Speiseplan trotzdem - das Brot, das es bei den Konferenzen zu jedem Essen dazu gibt, schmeckt richtig gut. Es wird mit viel Kokosmilch auf dem offenen Feuer in einem großen Topf mit einem Wellblech obendrauf gebacken und ist sehr lecker.

Umweltprogramm

Generell besteht das Programm der Konferenzen aus schier endlosen Gottesdiensten, viel Gesang und einer Art Bibelunterricht – stets auf Miskitu, in den abgelegenen Gemeinden spricht kaum einer Spanisch. Für uns ist das alles, selbst wenn es auf Spanisch wäre, nicht wirklich interessant und wir nehmen nur wenig und aus repräsentativen Gründen Teil.

In Haulover hielten wir dann unseren ersten Vortrag - über Umwelt. Hierbei bemühten wir uns, ausschließlich die für hier relevanten Aspekte zu behandeln, einfache Begründungen und praktische Handlungsanweisungen zu liefern. So sprachen wir vor allem darüber, warum es schlecht ist, Müll einfach so auf die Straße oder ins Meer zu werfen, warum Benzin mit besonderer Vorsicht behandelt werden muss und was für Auswirkungen Fehlverhalten auf Fischerei, Trinkwasser und Gesundheit haben kann, durch Krankheiten und Bakterien. Das ganze trugen wir aufgrund unzureichender Miskitu - Kenntnisse auf Spanisch vor. Das wurde dann Stück für Stück von einem AJECIM - Mitglied übersetzt. An sich wurde das Ganze interessiert aufgenommen und viel nachgefragt, dennoch vermissten wir bei einigen die nötige Ernsthaftigkeit, mit der dieses Thema behandelt werden sollte. Es ist traurig zu sehen, wenn einer der Präsidenten von AJECIM fünf Minuten nach dem Vortrag Verpackungsmüll von der Veranda schmeißt. Allerdings ist das ganze dennoch nicht spurlos an den Teilnehmern vorbeigegangen, an der Umsetzung hapert es allerdings noch. Die Devise sollte sein: Immer weiter machen, und zwar über Generationen hinweg. In unserer Gesellschaft ist das Umweltbewusstsein, zumindest im kleinen Rahmen, häufig schon tief im Unterbewusstsein verankert. Daran muss hier noch gearbeitet werden, und zwar so oft und von so vielen Seiten wie möglich.

Gedächtnisverlust

Anfang Mai hat Swantje einen Unfall. Auf dem Nachhauseweg stürzt sie mit dem Fahrrad und hat einen ordentlichen Blackout. Sie kann sich nicht erinnern wo sie gewesen ist, was sie dort gemacht hat, weshalb und dass sie überhaupt gestürzt ist, und sogar welcher Tag heute ist. Wenn ich versuche, sie mit dem Wissen, das ich habe, aufzuklären, vergißt sie es anschließend sofort wieder. Sie steht unter Schock und ist sehr aufgewühlt. Zusammen mit ihrem Freund und einer Freundin von uns bringe ich sie ins Krankenhaus, wo sie zur Beobachtung dableiben muss. Großartig unternommen wird dort zwar bis auf das Anbieten einer Spritze gegen Schmerzen auch nichts, aber immerhin ist sie in der Nähe medizinischen Personals, falls sich ihr Zustand verschlechtern sollte. Am nächsten morgen kann sie sich wieder an das meiste erinnern – die Zeit unmittelbar vor dem Sturz und die Zeit danach bis zum nächsten morgen im Krankenhaus bleibt allerdings noch immer im Verborgenen. Mittlerweile hat sich Swantje in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Managua durchchecken lesen und glücklicherweise keine bleibenden Schäden davongetragen.

Was bei dem Ganzen besonders schockierend war, ist der Zustand des Krankenhauses in Puerto Cabezas. Ich hatte schon vorher gehört, dass dieses nicht im besten Zustand ist, dennoch hatte ich es mir nicht so vorgestellt. Der „Beobachtungsraum“ befindet sich in einer Einbuchtung im Gang vor der Rezeption. Darin befinden sich einige Betten, auf die sich die Patienten legen können. Es gibt keine Privatsphäre, und auch die Behandlungsräume der Notaufnahme befinden sich alle in einem Raum, abgetrennt durch einige wenige Vorhänge, die eigentlich kaum einen Unterschied machen. Es gibt am Eingangstor zwar einen Wachmann, der nimmt seine Aufgabe allerdings nicht besonders ernst. Eintreten kann jeder der will, egal ob krank oder nicht. Das lockt Trunkenbolde an, die sich im Hinterhof des Gebäudes besaufen oder einfach ihren Rausch ausschlafen. Auch Straßenhunde können ungehindert hinein und suchen im Beobachtungsraum nach Essen. Es herrscht ein hoher Geräuschpegel, viele Patienten auf wenig Personal. Nicht umsonst wird das Krankenhaus nach Möglichkeit gemieden - wer es sich leisten kann, begibt sich in die Hauptstadt Managua, wenn ein Krankenhausaufenthalt unvermeidbar ist.

Drogenentzug im Dschungel

Anfang Mai bekam ich die Gelegenheit, übers Wochenende ein Rehabilitationszentrum für drogenabhängige Jugendliche zu besuchen. Das Zentrum wird von zwei Deutschen betrieben, die vor etwa 14 Jahren auswanderten, um hier zu leben und dabei besagtes Zentrum gründeten. Dieses wird vom deutschen Staat finanziert und hat den selben Stellenwert wie ein Rehabilitationszentrum in Deutschland. Mit dem Unterschied, dass die Jugendlichen sich entscheiden können, ob sie lieber in dieses oder ein Zentrum in Deutschland möchten. Dafür spricht, dass sie hier viele Freiheiten und einen gigantischen Abstand zu ihrem vorherigen Leben haben. Allerdings sind die Bedingungen gewöhnungsbedürftig - das Grundstück liegt im Niemandsland, etwa drei Autostunden entfernt von der nächsten etwas größeren Stadt Waspam, ganz im Norden der RAAN. Zum nächsten Dorf mit dem Namen Kururya dauert es etwa 30 Minuten zu Fuß. Dort gibt es außer einigen Kirchen, ein paar pulperias (kleine Läden in Wohnhäusern, die Waren für den täglichen Gebrauch führen), einer Schule und einer kleinen Klinik gar nichts. Die Jugendlichen müssen hart arbeiten, geschenkt wird ihnen nichts. Sie sind hier Selbstversorger, Lebensmittel werden gepflanzt beziehungsweise gezüchtet, geerntet beziehungsweise geschlachtet. Selbst das Bett, in dem sie schlafen, müssen die Jugendlichen selbst bauen. Ein Stromnetz gibt es nicht, ein Solarpaneel liefert immerhin Strom für Licht, Musikanlage und Kühlschrank im Haupthaus. Generell bleiben die Jugendlichen zwei bis vier Jahre hier, die Therapie ist meist sehr erfolgreich.

Mein Besuch spielt sich im Rahmen einer Aktion der "comisión la lucha contra el sida" ab, einer Anti-Aids-Organisation in Puerto Cabezas. Zwei Mitarbeiter der Organisation halten ein Wochenende lang Vorträge über Aids und dessen Verhütung, führen Aids-Tests durch und verteilen Kondome sowie Infomaterial. Ich unterstütze die beiden ein wenig bei ihrer Arbeit.

Auch Miskitu-Jugendliche können sich in dem Zentrum umsonst therapieren lassen - allerdings müssen sie aus freien Stücken herkommen und einen starken Willen mitbringen. Das (für hiesige Verhältnisse ziemlich hohe) Taschengeld, das sie vom Staat erhalten, teilen die deutschen Jugendlichen dann mit den meist aus einfachen Familien stammenden Miskitus.

Drogen gibt es noch nicht allzu lange in dieser Region. Angefangen hat das erst in den neunziger Jahren, und wächst seitdem zu einem verheerenden Problem heran. Die Problemdroge ist vor allem Crack: Günstig, stark berauschend und macht sehr schnell abhängig. Die Kombination von Armut und Abhängigkeit ist gefährlich, die Kriminalitätsrate steigt seit dem Auftauchen von Drogen drastisch an.

Durch Erzählungen von Dieter, einem der beiden Gründer des Zentrums, wird mir wieder einmal klar, wie schlimm es um Nicaragua in Sachen Korruption steht. Er ist regionalpolitisch sehr engagiert und hat in seiner Zeit viele Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht. Generell habe ich mit der Zeit den Eindruck bekommen, dass wer immer hier an die Macht kommt, mit öffentlichen Geldern tun kann, was er will. Ich habe von unzähligen Geldern durch Projekte gehört, die einfach verschwunden sind - beziehungsweise sich in Häuser, Autos oder sonstigem Eigentum der Machthaber verwandelt haben. Mein Freund und Nachbar Marlon, welcher für die Regierung arbeitet, erzählte mir wie das Restaurant "Kabu Payaska", eines der nobelsten in Puerto Cabezas, entstand. Und zwar zeitgleich mit einer Spende aus Japan für ein Hafenprojekt, das niemals begann. Stattdessen eröffnete der Bürgermeister das besagte Restaurant und kaufte sich ein neues Auto. Ich bin nicht mit den Details vertraut, und man kann nie sagen, wie viel Wahrheit in solchen Geschichten steckt - allerdings hört man diese Geschichten viel zu oft, von Projektgeldern, die sich in Nichts auflösen. So zum Beispiel auch für eine geteerte Straße nach Managua, die niemals gebaut wurde. Wenn man prachtvolle Häuser in Puerto sieht und jemanden fragt, wem diese denn gehören, erhält man oft eine der beiden Antworten "Drogenhändler" oder "Bürgermeister". Und auch Staatspräsident Daniel Ortega besitzt gigantische Anwesen und Häuser, eines der beiden größten Einkaufszentren Nicaraguas und vieles mehr - ein Mann, der ihn seinen Reden den Kampf gegen den Kapitalismus, „schlimmster Feind der Menschheit“ beschwört.

Arbeitstechnisch

Arbeitstechnisch hat sich endlich etwas getan, es war ein harter Kampf bis dorthin. Wichtig war vor allem die Einsicht, so viel wie möglich selbst in die Hand zu nehmen und sich so wenig wie möglich von der Kirche bremsen zu lassen. Zu viele ungehaltene Versprechungen haben uns in unserer Arbeit behindert und zu der Erkenntnis geführt, dass wir selbstständig etwas unternehmen müssen und nicht im Geringsten auf Unterstützung von der Kirche zählen können. Wir haben angefangen, zweimal die Woche Unterricht für Jugendliche zu geben - Swantje hat den Kurs am Morgen, ich den am Nachmittag. Da Finanzierung durch die Kirche ausgeschlossen ist, erheben wir einen monatlichen Beitrag von 30 C$ (ca.1,50 US-Dollar - etwa ein Euro), damit finanzieren wir Materialien wie Stifte und Kopien, außerdem ein Diplom auf Kunstpapier am Ende des Kurses. Grund für den Monatsbeitrag war aber nicht in erster Linie die Kostendeckung - das hätten wir auch wenn nötig aus eigener Tasche bezahlt. Wichtig war uns vielmehr ein psychologischer Effekt. Unsere Vorgänger klagten darüber, dass viele ohne echtes Interesse am Unterricht teilnahmen, und oft nicht kamen - was den Unterricht erschwerte, weil nie alle auf dem selben Niveau waren.. Der Monatsbeitrag ist also als Abschreckung für jene gedacht, die kein echtes Interesse haben, Englisch zu lernen, und für die Übrigen als Ansporn dafür, den Unterricht regelmäßig zu besuchen - sie haben ja schließlich dafür bezahlt. Mit dem Geld, das übrig bleibt, kaufen wir gaseosas (Coca Cola & Co.) und Snacks, um das Arbeitsklima hin und wieder ein wenig aufzulockern.

Der Unterricht läuft ganz gut, wir haben beide interessierte und fleißige Schüler, die auch meist regelmäßig zum Unterricht kommen. Der Unterricht, dessen Vorbereitung und das Entwerfen von Arbeitsblättern macht uns großen Spaß. Allerdings stoßen wir hin und wieder an unsere pädagogischen Grenzen. Das liegt zu einem großen Teil an dem hiesigen Bildungssystem - das ist nämlich in einem grauenvollen Zustand. Die Methodik des Unterrichts hier besteht leider viel zu oft aus Frontal-Unterricht: Der Lehrer trägt vor, die Schüler schreiben mit und lernen auswendig. Transfer-Denken, welches an Deutschlands Schulen regelrecht zelebriert wird, findet man so gut wie gar nicht vor. Die RAAN, und wahrscheinlich ganz Nicaragua, braucht dringend eine pädagogische Revolution.

Darüber hinaus haben wir den bereits erwähnten Vortrag über Umwelt entworfen, unserer Meinung nach eines der dringendsten Probleme, das noch viel zu wenig Beachtung erhält. Den Vortrag wollen wir jetzt so oft wie möglich vortragen, in Puerto Cabezas selbst und in den umliegenden Gemeinden.

Der Unterricht im Gefängnis hat jetzt auch endlich angefangen. Dass das alles so lange gedauert hat, liegt meiner Meinung vor allem daran, dass hierbei zu viele Leute beteiligt sind - Polizei, Kirche und Justiz. Und der Pastor, welcher Kontakt und Verantwortungsträger bei diesem Projekt ist, ist eine Katastrophe in Sachen Organisation. Wir waren stets einsatzbereit, mussten jedoch ewig auf grünes Licht der Institutionen warten, unterzeichneten Verträge und konnten trotzdem noch nicht anfangen. Man muss allerdings dazu sagen, dass es hier einige politische Unruhen gab und die Lage eine Zeit lang kritisch war, sodass Hunderte von militärischen Spezialkräften eingeflogen werden mussten. Es gab Proteste und gewalttätige Ausschreitungen, weil die amtierende Regierung den Zeitpunkt der Wahlen um einige Monate nach hinten verschoben hatte. Ihre Begründung lag darin, dass sie das Krisenmanagement wegen des Hurrikans zu Ende führen wollen und ein Machtwechsel zu diesem Zeitpunkt Chaos und Verschwinden von Spendengeldern verursachen könnte. Ob das der wahre Grund ist, und ob das richtig oder falsch ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.

­­­­­­­­­­­­­Laut Polizeichef konnte in dieser Zeit nicht ausreichend Sicherheit für uns gewährleistet werden, deshalb wurde das Projekt vorerst für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Diese Unruhen gepaart mit organisatorischer Inkompetenz verzögerten das Projekt immer wieder. Doch jetzt habe ich meine ersten Stunden hinter mir und bin recht zufrieden. Die Häftlinge sind dankbar für diese Gelegenheit und arbeiten ganz gut mit, einige haben schon solide Vorkenntnisse. Aus dem Ganzen lässt sich etwas machen, zumal das Problem des Fernbleibens vom Unterricht minimal ist. Jedoch ist mir jetzt schon klar, dass ich meine Erwartungen gegenüber der anderen Englischklasse deutlich herunterschrauben muss. Der Unterricht ist freiwillig, aber die Insassen des Gefängnisses sind für jede Gelegenheit dankbar, ihre ungemütliche Zelle zu verlassen und etwas Abwechslung zu bekommen. Zudem findet der Unterricht findet im Besprechungsraum der Chefetage statt – ein schöner, klimatisierter Raum, wo sich die Häftlinge endlich einmal wieder wohl fühlen können..
Sicherheitstechnisch sehe ich keine Probleme. Unsere insgesamt siebzehn Schüler, die Swantje und ich getrennt unterrichten, wurden unter über 70 Häftlingen als die Diszipliniertesten ausgewählt. Während des Unterrichts sind stets zwei Polizisten anwesend, und der Polizeichef hat seine Häftlinge deutlich zur Disziplin gemahnt – wer sich nicht benimmt, wird vom Unterricht ausgeschlossen – und das will bisher jedenfalls keiner.

Eine befreundete Holländerin namens Jet (deren Waschmaschine uns seit einiger Zeit das mühsame und zeitaufwändige Handwaschen erspart) ist außerdem dabei, ein Projekt für sozial benachteiligte Kinder ins Leben zu rufen. Die Idee ist, einen Ort zu schaffen, wo die Kinder nach der Schule hinkommen können, Unterstützung bei den Hausaufgaben erhalten und sich beschäftigen können – ähnlich wie das Projekt Las tías meiner Kollegin Ulja in Leòn. Zunächst im kleinen Rahmen und ohne eigene Räumlichkeiten, an zwei Tagen der Woche für jeweils zwei Stunden am Morgen und am Nachmittag, da ein Teil der Kinder morgens und ein anderer Teil nachmittags Unterricht hat. Mit der Zeit soll das Projekt erweitert werden, dafür sind allerdings noch mehr Spendengelder nötig. Immerhin ein Grundstück hat diese kleine, von Jets Familie und ihren Freunden gegründet, bereits erworben.So entstehen bald neue Arbeitsmöglichkeiten für uns, das Projekt soll am 24. Juni anlaufen. Zusammen mit zwei Studenten der hiesigen Universität werden wir die Kinder betreuen, ihnen bei den Hausaufgaben helfen und mit ihnen spielen. Außerdem gibt es viel Raum für weitere Gestaltungsmöglichkeiten.

Eine befreundete Holländerin namens Jet (deren Waschmaschine uns seit einiger Zeit das mühsame und zeitaufwändige Handwaschen erspart) ist außerdem dabei, ein Projekt für sozial benachteiligte Kinder ins Leben zu rufen. Die Idee ist, einen Ort zu schaffen, wo die Kinder nach der Schule hinkommen können, Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen und sich beschäftigen können – ähnlich wie das Projekt Las tías meiner Kollegin Ulja in Leòn. Zunächst im kleinen Rahmen und ohne eigene Räumlichkeiten, an zwei Tagen der Woche für jeweils zwei Stunden am Morgen und am Nachmittag, da ein Teil der Kinder morgens und ein anderer Teil nachmittags Unterricht hat. Mit der Zeit soll das Projekt erweitert werden, dafür sind allerdings noch mehr Spendengelder nötig. Hier entstehen bald neue Arbeitsmöglichkeiten für uns, das Projekt soll am 24. Juni anlaufen. Zusammen mit zwei Studenten der hiesigen Universität werden wir die Kinder betreuen, ihnen bei den Hausaufgaben helfen und mit ihnen spielen. Außerdem gibt es viel Raum für weitere Gestaltungsmöglichkeiten.

Leben in Puerto

Generell habe ich mich hier in Puerto Cabezas sehr gut eingelebt. Ich habe mich gut an die Lebensbedingungen und den hiesigen Lebensstil gewöhnt. Swantje und ich haben in der Küche viel experimentiert und uns einen abwechslungsreichen Speiseplan erarbeitet. Die Stromversorgung ist deutlich stabiler geworden, momentan fällt nur noch selten der Strom aus, und meist nur für kurze Zeit. Wir haben viele Freunde gefunden und müssen uns eigentlich nie langweilen. Auch wenn der Begriff Freundschaft hier etwas anders definiert ist als in Deutschland. Einen Freund findet man schnell – eine tiefgründige Freundschaft zu finden ist schwerer. Hier besteht noch einmal ein Unterschied zur Pazifikregion des Landes, aber auch dort ist es oft so. Aber auch tiefgründige Freundschaften habe ich hier geknüpft, nicht zuletzt natürlich mit meiner Kollegin Swantje. Auch am Pazifik habe ich einige sehr gute Freunde gefunden, viele Deutsche, und auch ein paar Nicas.

In der letzten Zeit hatten wir einige Probleme mit unserer Wasserversorgung, da der Chef des Komplexes IDSIM auf die glorreiche Idee kam, eine elektrische Pumpe in unseren Brunnen einzubauen. Ist an sich keine schlechte Sache, weil die Pumpe uns dann fließendes Wasser im Haus bescheren würde - wenn das Ganze funktionieren würde. Tut es aber nicht. Liegt offenbar daran, dass die Wasserleitungen total verrottet sind. Im Dezember wurde die Pumpe eingebaut – mit der Folge, dass wir von da an bis heute den Brunnen nicht mehr benutzen können. Das ging zu Anfang noch einigermaßen – Wasser konnten wir durch Regen oder aus dem den Brunnen unseres Nachbarn Marlon auftreiben. Aber als dann im April die Trockenzeit begann, bekamen wir ein echtes Problem. Der Regen blieb aus, und der Brunnen unseres Nachbarn versiegte.

Irgendwie haben wir es trotzdem geschafft, über die Runden zu kommen, und wie durch ein Wunder war in einer Zisterne für Regenwasser auf dem Gelände meist genug Wasser zum Duschen, Geschirr waschen und für die Toilettenspülung. Seit kurzem hat die Regenzeit angefangen, an manchen Tagen regnet es in Strömen und für Juli, der Gipfel der Regenzeit, steht uns eine wahre Sintflut bevor – da kommt dann eher das gegenteilige Problem auf uns zu.

Die Sache mit der Pumpe ist charakteristisch – oft wird etwas angekündigt, halb durchgezogen und doch nicht fertig gestellt. Meist hapert es am Willen, an fachlicher Kompetenz der Verantwortlichen und Geld.

Generell herrscht bei Verabredungen keine unbedingte Verbindlichkeit, daran muss man sich gewöhnen. Auf Pünktlichkeit wird selten wert gelegt. Es gilt die hora nica – die nicaraguanische Zeit. Wie diese Uhr tickt, kann man nicht so genau sagen, aber meist einige Stunden langsamer als die europäische.

Generell ist es oft problematisch, sich auf andere zu verlassen – wenn man sich der Verlässlichkeit einer Person nicht hundertprozentig sicher ist, erledigt man die Sache besser selbst. Das kommt bei uns in Deutschland sicherlich auch vor, allerdings bei Weitem nicht in diesem Maße.

Abschiedswort

Das war’s fürs Erste, der nächste offizielle Unterstützerbrief ist für die Zeit nach dem Dienst vorgesehen und soll eine Reflexion über das Jahr enthalten. Ich werde versuchen, auf diesem Blog immer einmal wieder etwas von mir hören zu lassen. Es gibt hier jetzt auch neue und immer wieder aktuelle Bilder zu sehen, außerdem meine bisher veröffentlichten Zeitungsartikel aus der „Badischen Zeitung“. Diese findet ihr weiter unten. Ich freue mich natürlich immer darüber, etwas von euch zu hören!

Liebe Grüße aus dem schönen Nicaragua,

Moritz

lunes, 14 de abril de 2008

Lebenszeichen!

Hallo zusammen,

Dieser Post steht zwar schon weiter unten, aber eigentlich gehört er hier nach oben - deshalb das Gleiche nochmal.

Habe sehr lange Zeit nichts von mir hören lassen, das tut mir sehr leid!Ich bin gerade dabei, das zu aendern und einen weiteren Bericht zu schreiben, außerdem bin ich dabei, neue Fotos zu selektieren. Für die Zwischenzeit stelle ich jetzt meinen ersten Unterstützerbrief sowie meine bisher erschienenen Zeitungsartikel hoch für alle, die keine Gelegenheit hatten, diese zu lesen oder denen sie einfach nur entgangen sind - und natürlich auch für jene, die sie einfach gerne nochmal lesen möchten (gibt's ja vielleicht auch...).

Liebe Grüße an euch alle!

Erster offizieller Unterstuetzerbrief

Sprung ins kalte Wasser

Den ersten Monat habe ich in der Pazifikregion Nicaraguas zugebracht, wo hingegen sich mein Wohn/ und Arbeitsort an der Atlantikküste des Landes befindet. Diese Regionen sind für beide Seiten eine völlig andere Welt – bezüglich Essen, Kultur, und sogar Sprache. Darauf werde ich im weiterenVerlauf dieses Berichtes noch weiter eingehen. Sinn und Zweck meines Aufenthaltes in der Pazifikregion, genauer gesagt im beschaulichen, mittelgroßen Esteli, war insbesondere das Erlernen der spanischen Sprache – bis auf Hallo, Tschüss und einige weitere im Grossen und Ganzen recht nutzlose Brocken konnte ich vorher nämlich gar nichts.

Der vierwöchige Aufenthalt mit täglich vierstündigem Sprachunterricht inklusive Wohnen und Essen mit einer waschechten nicaraguanischen Familie sollte dies ändern, und mir nebenbei eine vergleichsweise sanfte Einführung in die nicaraguanische Kultur bescheren. Die Bedingungen an der Atlantikregion sind nämlich noch eine Spur härter als am eher westlich orientierten Pazifik.

Dennoch sah ich mich bei meiner Ankunft in Nicaragua, besonders in der Hauptstadt Managua, mit einem ordentlichen Kulturschock konfrontiert. Es ist halt doch immer irgendwie anders als man erwartet, und auch wenn es mir jetzt wirklich richtig gut gefällt, hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten.

Natürlich spielten hierbei auch Dinge wie Abschiedsschmerz und Ungewissheit über ein ganzes Jahr in einer völlig unbekannten Umgebung mit ihren eigenen Sitten, Regeln und Kultur eine große Rolle. Ich wusste zwar, dass Nicaragua das zweitärmste Land Lateinamerikas ist, allerdings sagen derartige Statistiken überhaupt nichts darüber aus, wie sich so etwas anfühlt. In Deutschland gibt es in richtigem Sinne keine Armut – wer dort “arm” ist, der bezieht entweder Hartz IV oder lebt unter einer Brücke, um sich von einer Gesellschaft abzugrenzen, die ihm nicht gefällt.

Richtige Armut

Hier in Nicaragua gibt es richtige Armut. Menschen, die in Verschlägen aus Holzrettern und Wellblech leben, die ihren Kindern zu Beginn des Tages nicht sagen können, ob es am Abend etwas zu Essen geben wird, Menschen für die das Wort Festanstellung völlig unbekannt ist, Menschen ohne jegliche soziale Sicherheit. Es gibt hier sehr viele Menschen, die sich lediglich als Tageloehner ueber Wasser halten, taeglich auf Gelegenheit fuer irgendeine koerperliche Arbeit hoffen oder jeden Tag versuchen, auf der Strasse irgendwelche Sachen zu verkaufen und sich damit ein paar Pesos zu verdienen.

Dementsprechend gibt es in diesem Land viele heruntergekommene Viertel, in den Strassen liegt viel Dreck herum. Das liegt allerdings wohl vor allem daran, dass es hier so gut wie keine oeffentlichen Abfalleimer gibt, Muell wird meist einfach auf die Strasse geworfen. Etwas wie eine Muellabfuhr gibt es wohl in groesseren Staedten, in meinem Einsatzort Puerto Cabezas sowie in kleineren Orten allerdings nicht, und auch bevorzugen viele Staedter die Muellentsorgung durch Verbrennung.

Land und Leute

Die Armut ist nicht zuletzt auf die traurige Geschichte des Landes zurueckzufuehren. Auf die Kolonialherrschaft der Spanier am Pazifik und der Engländer am Atlantik folgte die Dynastiendiktatur der Somoza-Familie, und auf die Revolution der linken sandinistischen Partei ein langer und blutiger Krieg, der erst Ende der 80er Jahre sein Ende fand.

Nicaragua ist ein kleines Land, wenn auch das größte in Zentralamerika. Es hat etwa fuenf Millionen Einwohner, die sich zum Grossteil auf die Ballungsgebiete im Sueden und auch einige groessere Staedte im Norden der Pazifikregion verteilen. Am Atlantik gibt es eigentlich nur zwei bedeutende Staedte, mein Einsatzort Puereto Cabezas im Norden, und die Stadt Bluefields im Sueden. Über den restlichen Teil des Landes erstrecken sich kleinere, oft indigene Dörfer und Gemeinden, so genannte comunidades.

Als helhaeutiger Europäer ist man hier in vielen Teilen des Landes eine Rarität, man wird eigentlich immer als gringo (oft abwertend gemeinte Bezeichnung für Nordamerikaner), blanco (“Weißer”) oder chele (in etwa “Hellhäutiger”) erkannt. Gewoehnungsbeduerftig fuer mich war, dass die Leute hier diese Erkenntnis sehr oft durch laute Zurufe der eben genannten Begriffe zum Ausdruck bringen. Das kann zwar boese gemeint sein, ist es aber oft ueberhaupt nicht. In Deutschland würde so etwas sofort als rassistische Beleidigung gelten, hier ist das völlig normal, und so werden auch hellhäutige Einheimische chele genannt oder etwas beleibtere schlicht gordo (“Dicker”).

Die Menschen sind in allen Teilen des Landes sehr offen und herzlich, unter Fremden herrscht nicht die selbe Distanz wie in Europa. Wenn man der spanischen Sprache maechtig ist (mit Englisch kommt man hier nicht weit) kann man sehr leicht mit den Menschen ins Gespraech kommen, und die Nicas sind im allgemeinen aeusserst neugierig auf fremde Kulturen. Die meisten Menschen sind sehr gastfreundlich, vermieten oft Zimmer in ihren Haeusern und laden gerne zum Essen ein, fuer ein kleines Schwaetzchen hat eigentlich jeder immer Zeit.

Ueberall herrscht ein gehobener Laermpegel, in der Strasse droehnt Musik aus jeder Ecke, es wird viel gehupt und gedraengt im Strassenverkehr, in den Bussen laeuft immer Musik und in den Bars und Diskos meist so laut, dass es schwer faellt, sich zu unterhalten, ohne sich anzubruellen.
Soviel zu den ersten Eindruecken - dazu sei vermerkt, dass man sich an das alles wirklich unheimlich schnell gewoehnt und auch das, was auf den ersten Blick negativ erscheint bald auch irgendwie dazu gehoert.

Reis und Bohnen

Traditionell ernaehrt man sich hier ueberwiegend von Reis und roten Bohnen, besonders die aermeren Leute. Beides mit viel Oel in der Pfanne vermischt und angebraten nennt sich dann gallo pinto, das nigaraguanische Nationalgericht. Dazu gibts dann meist ein Stueck Fleisch (Huhn, Rind oder Schwein - eigentlich immer sehr lecker gewuerzt) und repollo, Weisskohl. Natuerlich gibt es auch noch viele andere Gerichte wie tacos und enchiladas (mit Fleisch und Gemuese gefuellte Teigtaschen), platanos (Kochbananen), sopa de pollo (Suppe mit Haehnchen) oder frito (frittiertes Haehnchen und frittierte Kochbananen). Ueberhaupt moegen die Nicas ihr Essen gerne frittiert oder zumindest mit viel Oel gebraten.

Am Pazifik gibt es in der Regel eine größere Auswahl, in den Restaurants wie auch den Supermärkten, und dort essen die Leute auch gerne mal einen Hamburger, und auch größere US-amerikanische Fastfood Ketten haben ihren Weg hierher gefunden. Diese gibt es am Atlantik, zumindest in und um Puerto Cabezas überhaupt nicht, dafür viel Fisch, Meeresfrüchte und Kokosnüsse. Oft verwenden sie hier daher Kokosmilch zum Kochen, so hat das gallo pinto hier zum Beispiel einen leichten Kokosgeschmack. Was ich hierbei vorher gar nicht wusste - die Kokosmilch ist nicht schon fertig in der Kokosnuss enthalten, sondern lediglich eine durchsichtige, etwas säuerlich schmeckende Flüssigkeit. Die Milch entsteht, indem man das Fruchtfleisch der Kokosnuss raspelt und dann in Wasser knetet, das Wasser verfaerbt sich und das Fruchtfleisch wird entfernt. Insgesamt eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit.
Es gibt zwar einige verschiedene Gerichte hier in Nicaragua – allerdings bei weitem nicht die selbe Vielfalt wie in Europa. Aber satt wird man hier auf jeden Fall.

Hablas español?

Nach anfänglicher Frustration (in einer Familie zu leben ohne mit dieser kommunizieren zu können ist nicht unbedingt ein Vergnügen) habe ich mich dann recht schnell in die Sprache eingefunden (nicht zuletzt Dank vorher vorhandener, jetzt aber wohl hauptsächlich durch spanische Wörter ersetzter Französischkenntnisse) und meine Familie ins Herz geschlossen.

Die Sprachschule war effektiv und abwechslungsreich und hat mir meistens Spaß gemacht. Die Lehrerinnen waren allesamt sehr nett, offen und geduldig – waschechte Nicaraguanerinnen eben. Es wurde sehr auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingegangen, uns so bekam ich als blutiger Anfänger sogar Einzelunterricht.
Die Gastfamilie wurde über die Sprachschule organisiert, welche dem Organismus „Los Pipitos“ angehört. Diese Organisation kämpft für eine bessere Eingliederung von Menschen mit Behinderung in die Gemeinden und die Gesellschaft allgemein. Familien mit behinderten Kindern haben es bei uns schon schwer, aber in einem armen Land wie Nicaragua noch einmal deutlich schwerer. Der Organismus berät, betreut und hilft den betroffenen Familien, sucht aber auch den Kontakt zu Schulen und anderen staatlichen Organisationen. Auf dem gleichen Gelände wie die Sprachschule befinden sich Einrichtungen wie beispielsweise eine Werkstatt, wo den Behinderten die Gelegenheit gegeben wird, etwas sinnvolles zu tun, anstatt sich zuhause zu verstecken. Die Organisation arbeitet unter anderem außerdem in der Aufklärung der Bevölkerung.
Alle Einnahmen durch die Sprachschule kommen „Los Pipitos“ zugute.

Managua zum Zweiten

Nach vier Wochen Sprachkurs wird es Zeit, zu meiner Arbeitsstelle nach Puerto Cabezas aufzubrechen. Bevor es aber dorthin losgeht, legen wir noch einen mehrtägigen Zwischenstopp in der Hauptstadt Managua ein. Diesen benötigen wir, um letzte Formalitäten unseres Visums zu klären, uns noch einmal gründlich von einem Arzt durchchecken zu lassen und letzte Besorgungen zu machen, bevor es ab nach Puerto Cabezas geht. Dort ist die medizinische Versorgung nämlich deutlich schlechter als in der Pazifikregion, und auch sind hier viele Dinge sehr schwer oder oft auch überhaupt nicht zu bekommen – in Managua hingegen kann man eigentlich alles finden, wenn man nur lange genug danach sucht.

Bei unserem nunmehr zweiten Besuch in der Hauptstadt sind wir angenehm überrascht – beim ersten mal noch schockiert über die Andersartigkeit, fühlen wir uns hier jetzt sogar richtig wohl. Das liegt natürlich auch nicht zuletzt an der Gesellschaft unserer beiden in Managua stationierten Freiwilligendienst – Kollegen, die wir von einem Seminar in Deutschland kennen und die uns während unseres Aufenthaltes bereitwillig in ihrem Haus aufnehmen.

Die Ruhe nach dem Sturm

Kurze Zeit nachdem wir in Estelí angekommen sind, ereignet sich etwas, mit dem wir nicht gerechnet hätten. Wahrscheinlich wissen alle von Ihnen aus Zeitung, Radio und Fernsehen, von dem Hurrikan „Felix“, der mit Geschwindigkeiten von über 250 km/h die Atlantikküste Nicaraguas verwüstet hat.

Schon beim Landeanflug unseres Fliegers kann man die vielen abgeknickten Bäume rund um meinen zukünftigen Arbeitsort erkennen. In der Stadt ist bei unserer Ankunft auf den ersten Blick eigentlich alles relativ normalisiert, allerdings bemerkt man bei genauerem Hinsehen immer häufiger kaputte Häuser, abgeknickte oder umgefallene Bäume oder die vielen Menschen, die vor den Lagerhallen der Hilfsgüter Schlange stehen. Viele von ihnen haben einen langen Weg aus ihren Gemeinden auf sich genommen.

In vielen umliegenden Dörfern und Gemeinden sieht es schlimmer aus als in der Stadt, sie sind meist ohnehin schon arm, und dann zerstörte der Hurrikan noch ihre Häuser, Felder und Boote – viele haben die Fischerei als Lebensgrundlage verloren, und wer sein Leben nicht schon nicht schon auf dem Meer verloren hat, findet sich dieser nun beraubt. Eine monatelange Ernte ist vernichtet. Die Katastrophenhilfe gestaltet sich schwierig, viele der betroffenen Gemeinden sind sehr schwer zu erreichen. Die Atlantikküste ist die ärmste Region eines ohnehin schon armen Landes – ein Unwetter wie dieses ist für sie schlimmer, als man sich das als unbeteiligter Europäer vorstellen kann.

Zurück in die Steinzeit?

Die Lebensverhältnisse in Puerto sind einfach, und der Sturm hat sie nicht gerade verbessert. Auch zwei Monate nach dem Hurrikan merkt man in Puerto die Nachwirkungen in allen Lebensbereichen noch deutlich: Strom- und Telefonleitungen sind defekt, Internetcafes geschlossen, Nahrungsmittel teurer geworden. Ganze Straßen sind trotz Laternen unbeleuchtet auch Monate nach dem Unwetter unbeleuchtet. Auch unser Haus ist bei unserer Ankunft aufgrund des Sturmes ohne Elektrizität – dass das für drei ganze Wochen so bleibt, liegt allerdings nicht am Strom, sondern vielmehr an der Mangelwirtschaft der Atlantikregion und der haarsträubenden Organisationsfähigkeit vieler Menschen hier. Sehr schnell merke ich – in Nicaragua, speziell am Atlantik, geht so einiges langsamer.

Fließendes Wasser ist eine feine Sache, für die meisten Menschen in Puerto aber nicht zugänglich. Wasser gibt es aus Brunnen oder Regentonne, so auch für uns. Unser Haus liegt auf einem großen Gelände der Iglesia Morava, quasi unserem Arbeitgeber hier in Puerto. Auf diesem Gelände gibt es unter anderem eine Wasseraufbereitungsanlage – dass wir hier umsonst Trinkwasser beziehen, ist ein echtes Privileg.

Man kann auch ohne Strom und fließendes Wasser leben, allerdings sind wir dann doch sehr froh, als die Stromleitung endlich repariert wird – hier wird es nämlich schon um 18 Uhr dunkel, und ohne Licht kann man dann nicht mehr allzu viel machen, außer sich schlafen zu legen. Außerdem ist ein Kühlschrank keineswegs unnötiger Luxus, wie wir bald feststellen. Und auch wenn im Moment nur zwei der Steckdosen funktionieren – so ganz ohne ist auch nicht das Wahre.

Zu sehr sollte man sich allerdings nicht an den Strom gewöhnen, und das fällt auch nicht unbedingt schwer. Zeitweise fällt der Strom täglich aus, oft mehrmals und für mehrere Stunden, und mit Vorliebe gegen 17 Uhr, gerade dann wenn es anfängt dunkel zu werden. Unser Riesenpaket Kerzen aus der stromlosen Zeit ist also keineswegs nutzlos.

Kaisa miskitu aisaya – Lass uns Miskitu reden

Alltagssprache ist hier an der Atlantikküste nicht unbedingt Spanisch, häufig hört man die indigene Sprache Miskitu. Das Miskitu Volk macht hier in Puerto etwa 70 Prozent aus, dazu kommen ca. 20 Prozent Kreolen. Und den Rest machen Mayangas und Sumo, weitere kleinere indigene Völker sowie Spanischsprachige unter sich aus. Spanisch ist zwar Amtssprache, und eigentlich jeder beherrscht sie hier in der Stadt auch. Dennoch wird hier viel Miskitu gesprochen, den die Angehörigen dieses Volkes legen großen wert auf ihre Kultur und Sprache. Für uns ist das nicht immer ganz eifach, viele Besprechungen und Konferenzen finden auf Miskitu statt – anders als die Spanische völlig anders als die gängigen europäischen Sprachen. Auch sprechen einige untereinander viel Miskitu und nehmen wenig Rücksicht auf an Gesprächen beteiligte, die kein Miskitu sprechen.Wir versuchen, uns die Spache selbst ein wenig beizubringe, allerdings ist das nicht einfach, und einen qualifizierten Lehrer zu finden ebenso wenig.

Überfall

An einem Donnerstag Abend werden wir zum ersten mal in Nicaragua, eigentlich zum ersten mal überhaupt, auf der Straße überfallen werden. Allerdings sollte man ab einer bestimmten Uhrzeit einfach nicht mehr zu Fuß gehen, zumal ein Taxi nicht mehr als 50 Cent kostet. Und auch wenn das zu Fuß gehen viele Male gut gehen kann, irgendwann kann man einfach Pech haben. Zwei junge Typen überfallen mich und meine Mitfreiwillige Swantje auf dem Nachhauseweg. Einer hält Swantje eine Machete an die Kehle, während der andere von mir Geld verlangt. Und auch wenn uns hinterher in Gesprächen mit Freunden und Bekannten deutlich wird, dass das alles halb so wild ist, und die Machete in der Regel nur dazu dient, Respekt einzuflößen – einen ordentlichen Schreck tragen wir dennoch davon. Aber einmal ist immer das erste mal, und fürs nächste Mal wissen wir jetzt besser bescheid, wie man sich in so einer Situation verhält.
Die Leute, die so etwas machen, sind in Puerto meist Jugendliche, und sie haben fast immer Drogenprobleme. Ihnen ist egal, was sie klauen und wen sie beklauen, und was das für Konsequenzen für sie haben könnte. Hauptsache sie kommen an den nächsten Rausch.

Hausfieber

Generell muss man hier Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, da die meisten Menschen hier einfach sehr arm sind, und was man unbewacht liegen lässt, ist in der Regel weg. Man muss darauf achten, die Fenster stets vollständig geschlossen zu halten, stehen diese nur einen Spalt offen, kann es sein, dass sich jemand mit einem langen Stock irgendetwas angelt, zum Beispiel Kleidungsstücke. Oft ist den Leuten völlig egal, was sie klauen, und so wurde Freunden von uns etwa ein herumliegendes Vorhängeschloss geklaut, ohne dass die Diebe dafür einen Schlüssel besitzen. Die Regentonne lässt man am Besten auch nicht unbewacht stehen, und auch die Außenbeleuchtung unseres Hauses wurde Stück für Stück abmontiert.

Stets sind wir in Sorge um unser Haus, wenn dieses unbewacht ist. Zwar gibt es in der Nacht einen Wachmann, der die Klinik bewacht, welche sich im selben Gebäude wie unser Haus befindet, und unter der Woche ist tagsüber die meiste Zeit Klinikbetrieb. Aber wenn das Haus am Wochenende oder wenn wir auf Reisen sind unbewacht ist, lädt das zum Einbruch ein, gerade tagsüber da, das Haus etwas abgelegen und nicht in einem Wohngebiet liegt. Unsere Vorgängerinnen hatten massive Probleme mit Einbrüchen. Wir arbeiten daran, das Haus sicherer zu machen, haben uns bereits ein neues, ziemlich massives Vorhängeschloss gekauft. Ein Problem stellt allerdings noch die Hintertür des Hauses dar – hier muss dringend etwas gemacht werden, den das ist eine dünne Holztür, lediglich gesichert durch einen kleinen Riegel. Es ist jedoch sehr schwer, hier in der Hinsicht etwas zu erreichen, die Leute von der Kirche versprechen uns zwar, uns dabei zu helfen, die Situation im Haus zu verbessern, tatsächlich bekommen wir aber kaum Unterstützung. Es ist allerdings schwierig, sich selbst um alles zu kümmern, da die Dinge hier einfach anders funktionieren als in Deutschland – es gibt keine gelben Seiten, wo man sich die Nummer eines Schlossers heraussucht. Diese Strukturen zu durchschauen, wie solche Dinge im allgemeinen funktionieren, da sind wir noch dabei.

Das Problem mit der Arbeit

Dieser Bereich ist bisher der unbefriedigendste meines Aufenthaltes, und neben der Sache mit der Kriminalität das einzige, was mich hier wirklich stört. In zwei Monaten habe ich nur selten die Gelegenheit bekommen, etwas in meinen Augen sinnvolles zu tun, und das ärgert mich richtig. Ich habe einen weiten Weg auf mich genommen, und bin bereit, ein Jahr lang ohne effektive Bezahlung hier zu arbeiten, um etwas zu machen, das den Menschen hilft, denn wie ich schon sagte, es gibt viel Armut, viele Bedürftige. Und ich mache das auch wirklich gerne.

Die Iglesia Morava, die moravische Kirche, welcher die überwiegende Mehrheit der Menschen hier angehört, ist sozusagen unser Kooperationspartner, unser Arbeitgeber. Wir wohnen in einem Haus, das diese uns zur Verfügung stellt, und legen unsere Arbeitskraft in ihre Hände. Allerdings weiß die Leitung der Kirche das zum Großteil nicht zu schätzen und kümmert sich herzlich wenig um uns, sei es wenn wir Probleme mit dem Haus haben, oder eben, wenn es darum geht, uns in arbeitstechnisch zu integrieren.

Ich bin zwar bezüglich der Arbeitszeit ausgelastet, ich bin von Montag bis Freitag jeweils von 8.00 bis 12.00 und von 14.00 bis 17.00 Uhr im Dienst, und am Wochenende sind auch immer Aktivitäten der Kirche, an denen wir mal mehr, mal weniger freiwillig teilnehmen.
Unter der Woche ist mein Arbeitsplatz bisher das Zentrum „La Esperanza“, welches Klinik, Bäckerei, Blockfabrik für Bausteine und Nähmaschinen sowie eine kleine Bibliothek und ein paar veraltete Computer besitzt.
Blockfabrik und Bäckerei sind allerdings zur Zeit außer Betrieb, wohl wegen des Hurrikans, was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann, da die Lage hier in Puerto so langsam ziemlich stabilisiert ist, und obwohl immer noch der Notstand ausgeschrieben ist und auch noch Hilfsgüter verteilt werden, sehe ich keinen Grund, den Betrieb dieser Einrichtungen nicht wieder aufzunehmen.
Die „Bibliothek“ bestand zu Beginn lediglich aus einem Regal mit einem Haufen wild durcheinander gewürfelter Bücher, Schulbücher, Sachbücher und Romane, darunter einige ganz brauchbare.

Ein Teil meiner Arbeit bestand bisher darin, diese Bücher zu ordnen und zu katalogisieren. Mir schwebt vor, daraus eine richtige Bibliothek zu machen. Das gestaltet sich hier allerdings schwieriger als in Deutschland, denn selbst dort ist es schwer, das Ausleihen zu kontrollieren – hier ist es so gut wie unmöglich, die rechtliche Kontrolle fehlt einfach, etwas wie Mahnbriefe für derartige Fälle kann man hier absolut vergessen. Also kann der Büchereibetrieb nur unter Aufsicht innerhalb des Zentrums erfolgen, Bücher entleihen ist nicht möglich – die Bibliothek würde sich Stück für Stück in Luft auflösen. Das Wort „leihen“ ist hier oft synonym mit „schenken“.

Meine Arbeit im Allgemeinen jedoch war bisher die eines Hausmeisters und Sekretärs – Listen mit Bevölkerungsdaten oder Medikamenten abtippen, einige körperliche Arbeiten wie zum Beispiel einen Wassertank aufstellen, ein Inventar des Zentrums anfertigen – um nur die sinnvolleren und angenehmeren Seiten zu nennen. Oft besteht die Arbeit einfach nur aus herumsitzen.

Das alles war für den Anfang in Ordnung, um in die Sprache und die Kultur hineinzufinden, zu verstehen, wie die Dinge hier gemacht werden und einen Einblick zu bekommen, wie Leben und Arbeit hier funktioniert. Aber jetzt habe ich gehörig die Nase voll davon, und es wird Zeit für uns, den Freiwilligendienst hier in Puerto Cabezas gehörig umzukrempeln – wir sind nämlich schon der vierte Jahrgang Freiwillige hier, und immer schon bestand das Problem der unzureichenden Einbindung der Freiwilligen. Vor einigen Tagen hatten wir ein sehr direktes und deutliches, aber gutes und offenes Gespräch mit einem der Verantwortlichen in dem wir klar gemacht haben, dass sich etwas ändern muss. und wir werden uns diesem Problem in der nächsten Zeit intensiv widmen, um auch für unsere Nachfolger eine bessere Basis zu schaffen. Wichtig ist hierbei besonders die Kooperation mit gemeinnützigen Organisationen, von denen es hier einige gibt und die echt gute Dinge machen, aber denen gegenüber die Kirche noch zu verschlossen ist.Es tut sich was, und es gibt Leute, die den Freiwilligendienst ernst nehmen und als wichtig ansehen, und in die Hände derer muss dieser Dienst gelegt werden, um etwas sinnvolles zu erreichen.

Alle Kräfte für den Hurrikan

Laut Administration der Kirche, die einen Teil der Hilfsgüterverteilung übernimmt, werden „alle Kräfte für den Hurrikan benötigt“. Das kann ich allerdings nicht nachvollziehen, da es sehr viele Mitarbeiter der Kirche gibt, die den ganzen Tag kaum etwas tun, und für die Hilfsgüter und übrige Hurrikanhilfe ist mehr als genug Personal vorhanden.
Auch wir beiden Freiwilligen werden kaum in die Hurrikanhilfe einbezogen – etwas, was mir absolut unbegreiflich ist.
An einem Tag haben wir bisher an der Verteilung der Hilfsgüter in den comunidades teilgenommen, und das war an sich eine anstrengende schöne Arbeit, säckeweise Grundnahrungsmittel auf einen LKW verladen und diese dann unter der Bevölkerung in den abgelegenen Gemeinden vereilen.
Allerdings war das bisher nur an einem Tag, und das ganze wäre auch problemlos ohne uns gelaufen – die Helfer bekommen Geld für diese Arbeit, daher sind diese Arbeiten sehr begehrt, und es findet sich immer jemand, der das macht.

Lichtblicke

Einige Lichtblicke gibt es dennoch in unserer Arbeit, und so werden wir ab Januar im Gefängnis Englischunterricht geben, und eventuell auch noch andere Aktivitäten dort vornehmen, je nachdem wie gut die Sache funktioniert. Zur Einführung waren wir vor einiger Zeit im Gefängnis zu Besuch. Die Bedingungen dort sind wirklich katastrophal, zwölf Leute zusammen in einer engen Zelle, dunkel und heiß ist es darin. Toilette und Bad sind kaum voneinander zu unterscheiden, beide direkt nebeneinander und lediglich ein Stück Betonplatte mit Loch und einer etwa einen halben Meter hohen Betonwand außen herum, Privatsphäre gibt es nicht, Bewegen kann man sich in der Zelle kaum. Essen, schlafen und Verrichtung der Notdurft geschieht alles im selben, winzigen Lebensraum.
Außerdem bin ich mit meinem derzeitigen Chef Amilcar, dem Direktor der Esperanza dabei, ein Projekt zur Rekonstruktion und Neubepflanzung ins Leben zu rufen. Es gehr dabei um Dächer und Neupflanzung von Nutzbäumen wie Kokospalmen, Orangen- und Mangobäumen. Das läuft allerdings schleppend an, wie eben so einiges hier – die Organisation der Leute ist einfach meist sehr schlecht, die Planung ist zu vage und sie wollen immer mehrere Dinge gleichzeitig machen, und dabei gelingt dann keines so richtig.

Reise nach Sandy Bay

Einige Tage habe ich in der comunidad Sandy Bay verbracht, mit am heftigsten vom Sturm getroffen wurde. Die Reise trat ich mit AJECIM, der Jugendorganisation der Kirche an. Unser Plan war, zuerst einigen Bedürftigen Hilfe bei der Säuberung ihrer Grundstücke zu helfen – auch mehr als zwei Monate nach dem Hurrikan sieht die Gemeinde noch sehr schlimm aus, viele zerstörte, dächerlose Häuser, viele Umgefallene Bäume und anderer Unrat bestimmen das Bild. Wir haben Motorenöl und Benzin mitgebracht, um mit dort vorhandenen Motorsägen umgefallene Bäume zu zerkleinern und dann zu entsorgen. Jedoch wird uns ein Strich durch die Rechnung gemacht – jemand ist in der Nacht gestorben, und in den comunidades ist es Brauch, am Folgetag nicht zu arbeiten. Also sind wir gezwungen, Öl und Benzin dazulassen, in der Hoffnung dass die Einwohner die Sache selbst in die Hand nehmen.

Das ist nämlich ein großes Problem hier, sowie in vielen anderen comunidades – die Erwartungshaltung vieler Menschen. In Sandy Bay hat sich wenig getan seit dem Hurrikan. Die Menschen warten. Warten auf die Regierung, auf Hilfsorganisationen, dass sie ihnen ihre Häuser wieder aufbauen, die Gemeinde wieder in Ordnung bringen. Und das wird nicht passieren, nicht hier in Nicaragua. Sandy Bay ist eine verhältnismäßig wohlhabende comunidad, viele hätten die finanziellen Mittel etwas zu tun. Dennoch ziehen es viele vor zu warten. Dieses Problem ist ein weiterer Teil der Intention dieser Reise, den Leuten versuchen zu vermitteln, dass das so nicht funktionieren wird. In einem Jugendtreffen in der Kirche versuchen wir, das zu vermitteln. Meine Aufgabe hierbei ist, den Leuten zu erzählen, wie es in Deutschland im Katastrophenfall zugeht – und dass auch hier nicht alles von selbst geschieht. Ich erkläre ihnen am Beispiel Hochwasser, dass die Leute hier Versicherungen abschließen, was es in den Gemeinden an der Atlantikküste nicht gibt, und dass diejenigen, die keine Versicherung haben, entweder Arbeiter bezahlen oder selbst anpacken müssen, um ihre Häuser wieder in Ordnung zu bringen – und sich nicht allein auf Spenden, Regierung und Hilfsorganisationen verlassen können.

Glaubenssache

Sehr schockiert war ich zu Beginn darüber welch großen Einfluss der Religion auf unseren Freiwilligendienst hat. Ich wusste zwar, dass ich dort mit einer Kirche zusammenarbeiten werde, und obwohl ich nicht besonders religiös bin, so war das doch in Ordnung für mich – so wie ich die evangelische Kirche aus Deutschland kenne. Ich habe früher in Deutschland ab und zu bei verschiedenen Aktivitäten von der Kirche aus teilgenommen, wie zum Beispiel Jugendkreis oder Freizeiten, und das war eigentlich immer locker und lustig, und niemals unangenehm.

Die evangelische Kirche hier ist in meinen Augen sehr konservativ, für mich deutlich zu konservativ, was sich negativ auf ihre eigene Arbeit und die Zusammenarbeit mit uns auswirkt.
Die Kirche ist sehr altmodisch und hat strenge Regeln. Sie verbietet etwa Dinge wie Rauchen, Trinken, Ausgehen, Tanzen, Würfel spielen und Sex vor der Ehe, um nur einige zu nennen. Frauen dürfen den Gottesdienst nur mit Rock betreten, wer eine Hose anhat, muss draußen bleiben, für Männer mit kurzen Hosen gilt das Gleiche – das wird an der Eingangstür kontrolliert.
Viele brechen die Regeln trotzdem oder umgehen sie indem sie etwa sehr früh heiraten und dann immer mindestens 3 Freundinnen gleichzeitig zuzüglich der Ehefrau haben. Was bei diesen Leuten aber oft trotzdem bleibt, ist eine verlogene Scheinheiligkeit.

Mehrmals im Monat finden sogenannte encuentros statt, das soll so etwas wie Jugendtreffen sein, was ja an sich eine tolle Sache wäre. Allerdings ist das Endtäuschenderweise nicht mehr als ein etwas lockerer Gottesdienst, der mindestens drei Stunden lang dauert. Diese Treffen finden immer in einer Kirche statt, die Jugendlichen kommen, setzen sich in die Bänke, schauen sich stundenlang das immer mehr oder weniger gleiche und wenig abwechslungsreiche Programm an, das zudem auch noch auf Miskitu ist, und gehen danach sofort nach Hause. Alles ist sehr dogmatisch und überchristlich, gesellschaftliche Themen werden eigentlich überhaupt nicht angesprochen.

Erster Fazit

Trotz aller negativer Erfahrungen überwiegen die positiven Aspekte eigentlich immer: Man lernt viele unheimlich nette und offene Menschen kennen, und alle Erfahrungen egal ob positiv oder negativ sind unglaublich wertvoll – manchmal letztere sogar noch mehr als erstere. Und auch wenn es hier nicht immer einfach ist, würde ich diese Erfahrungen gegen nichts in der Welt eintauschen. Dieser Dienst bringt mir persönlich sehr viel, und wir werden alles daran setzen, ihn so gut wie möglich zu gestalten, damit sein ganzes Potential ausgeschöpft werden kann – nicht nur für uns, sondern auch für alle, die nach uns kommen. Ein Freiwilligendienst ist eine super Sache, und ich kann jedem nur empfehlen, so etwas zu machen.