lunes, 14 de abril de 2008

Ein paradiesischer Flecken Erde

Der Steg der kleinen, abgelegenen Gemeinde Wawa Bar liegt am offenen Meer. Der Ausstieg gestaltet sich schwierig, die Wellen schlagen hoch an die Bordwand. Das Ausladen der Taschen, Rucksäcke und den Säcken mit Nahrungsmitteln erfordert Gleichgewicht und viel Geduld.
Die Dunkelheit ist bereits über uns hereingebrochen, als unser kleines Motorboot die Lagune, die wir auf unserem Weg aus Puerto Cabezas durchquert haben, verlassen. Obwohl es bereits dunkel ist, kann man schon jetzt die Schönheit dieses Ortes erahnen. Meeresstrand, Palmen, kurzgeschnittenes, saftiges Gras – ein paradiesischer Flecken Erde an der Karibikküste. Unser Boot ist das letzte an diesem Tag, bereits in den frühen Morgenstunden haben die ersten angelegt. Wawa Bar ist in Aufruhr. Hier findet in diesem Jahr die große Jahreskonferenz von AJECIM, der Jugendorganisation der Iglesia Morava, der moravischen Kirche statt. Insgesamt sechs derartige Konferenzen gibt es pro Jahr an der nördlichen Atlantikküste Nicaraguas, jedoch hat nur die Jahreskonferenz ein derartiges Ausmaß. Weit über tausend Jugendliche und junge Erwachsene haben sich zu diesem Ereignis eingefunden. Für viele derer, die aus einer der abgelegeneren Gemeinden kommen, sind diese Konferenzen das einzige große Ereignis im Jahr. Untergebracht werden die Besucher in den Häusern der Einwohner des Dorfes – immer die Mitglieder einer Kirchengemeinde zusammen in einem Haus. Das kann zuweilen ganz schön eng werden – ein Lokal aus Puerto Cabezas etwa ist stolze 108 Mann stark. Gegen eine geringe Pauschale erhalten die Teilnehmer Transport und täglich drei Mahlzeiten. Gegessen wird morgens und abends Reis mit Bohnen sowie ein Stück Brot, mittags gibt es Reis und ein Stück Rindfleisch, gekochte Schildkröte oder auch mal Fisch. Vier Tage lang. Getrunken wird in den kleinen Gemeinden außerhalb der beiden größeren Städte der Region, Puerto Cabezas und Waspam, eigentlich immer Wasser aus dem Brunnen. Wessen Magen streikt, der muss mit Pepsi oder Coca-Cola vorlieb nehmen – wenn auch sonst nichts anderes, das kann man eigentlich immer kaufen. Egal wie weit im Niemandsland man sich auch befindet. Auf dem Plan stehen vor allem Gottesdienste und Bibelunterricht mit den Pastoren, meist aus der Zentralstelle der Kirche in Puerto Cabezas. Die Teilnehmer werden je nach Alter in verschiedene Gruppen eingeteilt. Gesprochen wird ausschließlich Miskitu, dominante indigene Sprache der nördlichen Atlantikküste Nicaraguas.
Wir verstehen kaum etwas, aber das ist nicht weiter schlimm für uns. Die Predigten beinhalten ohnehin meist das Gleiche. Die strenge Doktrin dieser Kirche ist für uns beide Freiwillige aus Deutschland schwer nachzuvollziehen – neben Dingen wie Alkohol- und Drogenkonsum verbietet sie auch Dinge wie Rauchen, tanzen, Ausgehen oder sogar Würfel spielen. Allerdings halten sich nur die Allerwenigsten ernsthaft daran. Aus diesem Grund werden zu Beginn der Konferenz acht Denunzianten ausgewählt – wer gegen eines der Verbote verstößt, etwa lieber an den Strand als zum Gottesdienst geht oder die Konferenz als Partnerbörse nutzt wird bestraft. Das weckt in uns unangenehme Assoziationen mit dem Nationalsozialismus. Zu Bestrafungen kommt es allerdings diesmal nicht, die jungen Leute stellen sich bei ihren verborgenen Aktivitäten nicht ungeschickt an, und auch die Denunzianten sind gutmütig. Am Sonntag, dem letzten Tag der Konferenz, steht dann Spiel und Sport auf dem Programm – und wer will, kann sich jetzt auch offiziell an den Strand begeben. Alles in allem ist die Konferenz ein wirklich schönes und harmonisches Ereignis. Allerdings – etwas stört diese Harmonie. Dazu mehr im obenstehenden Artikel.

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